Zum Inhalt springen

Der Wanderer

Hier richte ich mich nun ein. Ich werde es mir so weit das möglich ist, gemütlich machen. Nein, ich habe nicht vor, diesen Ort  so bald wieder zu räumen. Jetzt soll es was von Dauer sein. Vielleicht sogar etwas Endgültiges.  Der Wanderer ist müde geworden.
Lange ist er unterwegs gewesen. Hat gefühlt  beinahe an jedem Laternenpfahl seine Marke gesetzt und sich an vielen rauen Hauswänden gerieben. Es reicht nun. Am Ende eines Weges findet sich immer ein Platz. Mein Platz soll es werden. Ein Ort, von dem aus sich trefflich beobachten lässt: Wichtige Männer mit dicken Aktentaschen oder schicken Umhängetaschen aus feinem RIndleder.  Adrett gekleidete Frauen: in ihren Rucksäcken das Macbook,  Mütter mit ihren schicken Kinderwagen. Sie alle sind gut zu sehen von diesem Platz. Andere bleiben im Verborgenen: Menschen mit Plastiktüten voller Leergut, aus dem Ikeablau lugt der löchrige Schlafsack, Doch auch für sie habe ich ein Auge aus meinem kleinen Eck.
Der Wanderer hat sich auf seinen Wegen oft Fragen gestellt. Offene Fragen, viele Fragen. Einen ganzen Sack voller Fragen hat er den Menschen vor die Tür gekippt. Und am Ende? Wie armselig sind die Antworten geblieben.
Der Wanderer sehnt sich nach Ruhe und nach dem  Ende aller Fragen. Wenn er überhaupt noch was hören will, so sind es Antworten. .
Hier, wo sich der Wanderer nun einrichtet, sammeln sich die Düfte: Die Wege, das Warten, die Orte, die Plätze, die Menschen, das Pech, sowie das Glück. Sie alle geben diesem Ort die Würze. Es ist die konzentrierte Würze Grenouill`schen Ausmaßes. In ihm vereinigen sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Und dann nur noch das Sein.
I’m a worried man, got a worried mind
No one in front of me, no one behind
There’s a woman on my lap and she’s drinking champagne.
Got white skin, got assassin’s eyes
I’m looking up into the sapphire tinted skies
I’m well dressed, waiting on the last train.
Standin’ on the gallows with my head in a noose
Any minute now I’m expectin’ all hell to break loose.
People are crazy and times are strange
I’m locked in tight, I’m outta range
I used to care, but things have changed.
(Things get changed, Bob Dylan)

4 Kommentare

  1. Ein starker Post, der mich sehr anspricht, berührt. Der noch nachwirken wird, denn ein wenig kann ich die erwähnte Müdigkeit nachfühlen, aber ich kann das noch nicht richtig greifen.

    LG, Conny

    • AlleAugenblicke

      Danke Conny

  2. HF

    Liest sich wie „Ruhestand“ oder das Ziel aller Wünsche?
    Schönen Sonntag und viele Grüße,
    HF

  3. Ein wirklich schöner Beitrag von Dir. Passt genau in diese Zeit.

    LG, Gerd

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner