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Hinterher wissen wir immer mehr

Wir leben..

gemeinsam in einer Gesellschaft die weitestgehend durch Erfolge und Karrieren geprägt ist. Alles andere ignorieren wir. Es spielt keine Rolle. Uns geht es gut. Und wir lesen, dass es uns noch nie besser ging. Wir leben (und essen) gesund, sehen gut aus, machen Sport, sind modisch und stets auf der Höhe der Zeit.  Wir verurteilen alles, was uns und unserem Fortkommen im Wege steht:  Ach ja und überhaupt: wer nichts aus sich macht, ist selbst schuld.

Wie angenehm anders und unaufgeregt liest sich da ein Lebenslauf des Scheiterns . Denn wer etwas macht und sich probiert kann daran auch scheitern. Das nennt man Leben.

Wie viele der lifegestylten und erfolgreichen Menschen da draußen sind wohl wie oft in ihrem Leben bereits gescheitert? Schattenseiten ihrer ansonsten so erfolgreichen Existenz. Ãœber sie redet man nicht. Warum nicht? Ließe sich nicht vieles aus den Erfahrungen lernen?

Hinterher wissen wir immer mehr. Das ist ebenso banal wie wahr. Warum also pflegen wir keine Kultur des Scheiterns? Seien wir doch stolz darauf, etwas wenigstens probiert zu haben. Auch dann, wenn es sich wie eine Niederlage anfühlt. Vielleicht kommt man am Ende zu dem Schluss nichts Wesentliches versäumt zu haben. Und das wäre ja schon mal was.

Auch die Fotografie und ein Foto haben die Möglichkeit des Scheiterns verdient. In ihr lebt ja der Versuch. Und der ist es in jedem Fall wert. Beim Foto dieses Beitrags mit Squeezerlens  und doppelter Belichtung aufgenommen: Mir erzählt es eine Geschichte. Für jemand anderes mag es ein Scheitern sein. Die ewige Diskussion in der Kunst.

13 Kommentare

  1. Niederlagen müssen auch mal sein. Es ist nur wichtig der realität ins Auge zu schauen. Oder wie Aleksander Ristic sagte, „wenn man ein 0:2 kassiert, dann ist ein 1:1 nicht mehr möglich“. 😉

    LG, Gerd

    • AlleAugenblicke

      Gerd, den kannte ich noch nicht. Herrlich

  2. Sind es nicht die Niederlagen, das Scheitern die uns lernen lassen ?
    Es mag abgedroschen und durchgenudelt klingen, aber: Wer richtig laufen lernen will muss erst mal hinfallen und danach wieder aufstehen.

    Als Mitglied der „Generation Silberrücken“ stehe ich nun genau dort, wo mich all meine Erfolge, mein Scheitern, meine Ideen, meine Energie und natürlich auch mein Versagen hingeführt haben.
    Und: ich bin zufrieden. Alle mein Erlebtes, alle Erfahrungen fügen sich zu einem Ganzen zusammen. Ich wollte nichts davon missen.

    • AlleAugenblicke

      Und das ist ein gutes Gefühl!
      Lg,
      Werner

  3. Kommt immer darauf an von welcher Seite man es betrachtet, für manche ist das Glas stets halb leer, satt halb voll.

    • AlleAugenblicke

      So ist es ja mit allem im Leben 🙂
      Lg,
      Werner

  4. Auch ein Scheitern kann sich gut anfühlen und zwar von dem Aspekt aus, daß man sich überhaupt gewissen Herausforderungen gestellt hat, anstatt davor wegzulaufen. Das Ergebnis ist dann als Erfahrung zu verbuchen und das bleibt einem erhalten. Besser als ein Leben voller Versäumnisse und Angst.
    LG kiki

    • AlleAugenblicke

      Genau, Kiki! So sehe ich es auch!
      Lg,
      Werner

  5. Wir lernen aus Fehlern, das ist richtig. Aber Scheitern geht noch viel weiter als Fehler machen. Ein Scheitern ist in dieser Sequenz entgültig, ein Fehler etwas, was man auch noch anders probieren kann. Wortklauberei… Ja, wenn du etwas probierst, ist es immer besser, als es aus Angst nicht zu probieren.

    LG , Conny

  6. HF

    „Scheitern“, „Erfolg“ etc. – vom Menschen geschaffene Kategorien, Bewertungen und somit relativ. Das Leben ist nicht so.
    In diesem Sinne Рein sch̦nes Wochenende, Werner!
    Gruß, HF

  7. Wir leben in einer fadenscheinigen Hochglanzwirtschaft, wo es keine gute Idee ist, bescheiden aufzutreten. Niederlagen und Rückschläge werden gern in Siege umgedeutet und Misserfolge in Triumphe verwandelt. Macht ja schließlich jeder. Doch vielleicht sind wir endlich in einer Zeit angekommen, wo nichts so erfolgreicher ist wie der Misserfolg…wenn wir damit ehrlich, direkt, kreativ und konstruktiv umgehen. Wie schreibt Johannes Hauhofer in seinem CV am Ende treffend: „This darn CV of Failures has received way more attention than my entire body of academic work.“
    Hab‘ ein schönes Wochenende,
    Stefan

  8. Mir geht der Artikel schon eine ganze Weile durch den Kopf und ich habe ihn heute beim Laufen auch einmal wieder ‚dabei’gehabt. Im ersten Moment muss man natürlich grinsen und es ist wirklich sehr erfrischend zu lesen, was ein einigermassen renommierter Herr Professor so an Misserfolgen preisgibt.
    Ich merke aber immer wieder, dass ich an dem Wort ’scheitern‘ hängenbleibe – da geht es mir wohl ähnlich wie Conny – in diesem Wort steckt für mich eine Endgültigkeit, die ich nicht auf ein Leben und auch nicht auf die (meine) Fotografie übertragen möchte.
    Ich möchte gerne glauben, dass es dort eigentlich kein Scheitern gibt, es gibt Misslingen und Misserfolge – aber das sind oft auch Umwege oder Erfahrungen, die mir für den nächsten Anlauf weiterhelfen.
    LG Katrin

    • AlleAugenblicke

      Es ist schön, wenn mein kleiner Beitrag für einen Moment im Kopf hängenbleibt – Bei dem lauten Rauschen im Netz eher ungewöhnlich. Danke dafür.
      Für mich hat „Scheitern“ absolut nichts Endgültiges. Für mich ist dies ein Zustand, den ich „bewußt“ in Kauf nehme, sobald ich etwas „tue“ –
      Ich halte es da mit Tabori: „Scheitern, immer scheitern, wieder scheitern, besser scheitern.“ –
      Aber und das bleibt letztlich unter dem Strich: Es ist wohl vor allem eine individuelle Interpretation eines Begriffes: Der eine mag seine Endgültigkeit nicht, der andere sieht sie nicht.
      In diesem Sinne eine wunderschöne Woche
      Lg,
      Werner

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