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Sind wir nicht alle ein bisschen…?

Lichtblicke – Sonnenfang S-Bahnhof Berlin Friedrichstraße

Der Trend und ich. Wir beide versuchen es schon so lange miteinander. Doch es zeigt sich immer öfter: wir werden keine Freunde mehr. Muss auch nicht.  

Neulich tauchte  in meinem News-Stream bei Facebook ein Artikel über die Fototrends des Jahres 2017 auf. Mehr oder weniger neugierig öffnete ich ihn und überflog den Inhalt ohne wirklich großes Interesse.  Der Inhalt konnte bei weitem nicht das halten, was die Überschrift vollmundig versprach. Es fand sich irgendwie nichts darin, was man nicht ohnehin schon weiß, wenn man dem Medium Fotografie verfallen ist (um mal ein paar Themen anzureißen: Instax ist/wird das neue Polaroid, fotografieren auf Film vs digitalen Fotos,  „die Rückkehr zum komponierten und ästhetischen Foto“ – na klar und dann fehlt darin auch nicht die Ansprache an alle Technik-Nerds: Kameratypen und Modelle, Objektive, Software, Drohnen: Alles was den Nerd in 2017  – offensichtlich – zu Begeisterungsstürmen veranlasst).  Immerhin ließen die Kommentare unter diesem Beitrag eine Ahnung davon aufkommen, wie viele Clicks der Artikel bekommen hat. 

Offensichtlich ist der Trend wichtig. Aber für wen? Wer schreibt diese Artikel und in wessen Auftrag?  Wer profitiert davon? Und: warum folgen wir den Trends wie eine Herde Rinder? 

Apropos Trend: 

Seit einigen Wochen finden sich dutzende Beiträge über die letzte Leica Offenbarung (M10) im Netz: Es wird gebloggt, getestet, ge- und bewertet, kommentiert, erörtert, und hier und da gestritten. Nicht selten kommen die Autoren und Tester am Ende zum Ergebnis, dass es sich um ein hervorragendes Kameramodell handelt. Ja, hallo, geht es noch? Für den Preis dieses Juwels (immerhin 6.500 €)  darf, nein, MUSS man ein hervorragendes Kameramodell verlangen.

Offensichtlich auch ein Trend. Je teurer, desto Trend.  Sind wir nicht alle ein bisschen ….?  

In einer Welt, in der ganze Heerscharen von Hobby- und Amateurfotografen über Sucher, Iso-zahlen, Benutzerkonzepte und technische Details einer Kamera einer Edelmarke diskutieren und erwägen, diese zu kaufen (mal eben so),  wundert es im Grunde nicht, dass wir an anderer Stelle über blaubraune Sümpfe sprechen müssen.

Hmm, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun?  – Nun, das Nachdenken ist derzeit nicht überall im Trend. Empfiehlt sich aber immer wieder. 

Auch im Trend: Der Frühling: Er ist auf dem Weg. Ganz sicher.

Wer es noch nicht gelesen hat: Mein kleines Interview mit Indre auf Ihrem Blog m-i-ma.de : Interview  

Lichtblicke an der Weser

 

15 Kommentare

  1. HF

    „Trend“ und „Normal“ – wer bestimmt, was Trend ist, wer bestimmt, was Normal ist? Wird der eine Trend irgendwann das Normale und dann vom nächsten Trend abgelöst? Eine aus meiner Sicht gute Vorgehensweise: den Trend beobachten und warten, bis der nächste Trend ihn ablöst, dann sehen, was von dem abgelösten Trend bleibt. Hatte er Substanz, kann man ihn immer noch übernehmen, zumal das dann in der Regel billiger wird (mal abgesehen von der Ersparnis, die infolge ausgelassener Trends zu verzeichnen ist).
    Ein nie auslaufender Trend ist (wie Du schreibst, Werner) das Nachdenken; schön, wenn das das Normale wäre!
    In diesem Sinne alles Gute und eine jecke Zeit!
    HF

    • AlleAugenblicke

      Danke Hans. Das wünsche ich dir auch. Hier im Norden sind die Jecken ja nicht so stark unterwegs.
      Lg,Werner

  2. Hallo Werner,
    Ich glaub, diese Trend-Geschichten sind interessant für Leute, die der Fotografie noch nicht so ganz und gar verfallen sind.
    An mir geht das auch sehr vorbei, das ist nicht meine Welt ud es hat auch gar nichts damit zu tun, was Fotografie für mich bedeutet. Und das unterliegt eher nicht dem Trend.
    Was nicht gut für die Verkaufszahlen ist ? Aber gut für die Seele!
    In diesem Sinne, trendlos liebe Grüße
    Katrin

    • AlleAugenblicke

      Man sieht es deinen Dingen auch an, dass sie nicht aufgrund eines Trends entstehen… Sehr angenehm 🙂
      Lg,Werner

  3. Sehr schönes Interwiew! Bezüglich der Trends muss man sich immer vor Augen halten, dass die meisten Trends vor allem die Kassen klingeln lassen. Die Deko-Branche z. B. würde pleite gehen ohne Trends. Mit „Kunden“ wie mir, die jedes Jahr die liebgewonne Deko zu bestimmten Anlässen aus dem Karton holt, ist kein Umsatz zu machen :-D.
    Ebenso verdient die Technik-Fraktion unter den Bloggern und das sei ihnen gegönnt, denn sie verdienen mit ihrem Blog! Nichts beschert dir so sicher hohe Besucherstatistiken wie Artikel über neues Equipment. Warum? Weil sich viele über das neueste, vermeintlich beste Gerödel identifizieren, also über das womit, als denn das was und warum. Identifikation mit dem Vorbild spielt sicher auch eine Rolle. Und in den Foren finden sich sich dann Bilder vom Vogelhäuschen aus dem Wohnzimmerfenster aufgenommen, als Beweis dafür, wie scharf die teure xy-Kamera ist :-D.

    Auf die Gesellschaft übertragen vielleicht „Haste was, biste was“ und wenn du dadurch was bist, ist alles, was es das gefährden könnte, der Obergau. Und Feindbilder sind schnell ausgemacht, die vielleicht noch zaghaften Ängste bestätigt in den Reden der einschlägigen Rechtspopulisten. Denken bedeutet Bewegung und genau das scheint unerwünscht zu sein.

    Trends sind auch irgendwie wie ein Virus, der sich – hat ihn sich einer eingefangen – rasant schnell im Dunstkreis der jeweiligen Interessengruppen verbreitet ;-). Ganz frei davon bin ich nicht. Alle paar Jahre werde ich auch infiziert und finde es jedes Mal echt anstrengend 😀 und dann ist man nur einen Wimperschlag lang „up to date“, dann ist es schon wieder vorbei…… Denken ist nachhaltiger!

    Liebe Grüße

    Conny

    • AlleAugenblicke

      Ich gönne jedem alles. Dem Blogger sei also gegönnt, dass er mit dem Schreiben seiner (technischen) Artikel Geld verdient. Ich wünschte mir aber kritischere Follower, die gerne auch mal „denken dürfen“ (Mein zitiertes Beispiel der Leica M10: Wer da begeistert klatscht, weil sie gute Fotos macht, der … ach, lassen wir es 🙂
      Lg,
      Werner

  4. Bee

    Ich muss ein bisschen lächeln, solche Artikel sind einfach so verführerisch. Es geht mir manchmal genauso, ich lese über Handys mit super Kameras und eine schicke Zweitkamera, neue spiegellose Kameras etc, anfangs dachte ich auch immer, ok, du brauchst das auch. Manche verbinden mit einer neuen Kamera durchaus die Hoffnung auf bessere Bilder 😉 Teuer kann ja nicht unbedingt mehr. Viele Firmen nutzen Blogger um diesen Anreiz zu schaffen, zwischenzeitlich bin ich da abgestumpft. Noch vor einem halben Jahr wollte ich unbedingt noch eine kleine Luxus-Digitale für die Handtasche haben, heute frage ich mich warum…. egal. Sehr treffend geschrieben!

    • AlleAugenblicke

      Ich mache mich auch nicht davon frei, das eine oder andere „neue“ spannend zu finden und dem Trend wenigstens „virtuell“ zu folgen. Aber…. dann hört es auch auf.
      Danke, für deinen lieben Kommentar
      Lg,
      Werner

  5. ich liebe dein lichtblickfoto. und ja, diese ganzen trends sind ungefähr so wertvoll wie „5 dinge, blablabla“ und clickbaiting und halt alles andere. klicks, klicks klicks, denn dann kann man für die werbung geld verlangen. ich hab mittlerweile komplett aufgehört, diese dinge zu lesen, denn mein trend ist einzig und alleiN: die welt vor meinen augen zu sehen, wie sie ist, die schönen dinge davon festhalten, um mich über die negativen hinwegzurtrösten und sie erträglicher zu machen. und so trendig kann es gar nicht sein, dass ich anfangen werde, motive zu arrangieren.

    • AlleAugenblicke

      Ich folge dir ja schon eine ganze Zeit, Paleica: Daher weiß ich, dass Trends nicht so dein Ding sind
      Lg,
      Werner

  6. Sind wir nicht alle ein bisschen… Absolut. Denn Trends gibt es viele und vor allem für nahe zu allem. Melde ich mich bei einem Netzwerk an, so bekomme ich zuerst die Trending Topics angezeigt oder die Artikel mit den meisten Abrufen. Trends kommen manchmal subtil daher und werden gar nicht 100% als Trend wahr genommen. Doch die Werbung läuft wie auch das flankierende Marketing und die Begehrlichkeiten am Markt sind geweckt. Heute sind einige Blogger schreibende Transporter für Unternehmen und Emotionen . Ganz frei kann man sich davon nie machen sich angesprochen zu fühlen. (Selbst-) Denken hilft und ist unterstützend. Nur haben wir es auch mit einer Krankheit zu tun die Denkfaulheit heißt. Lieber schnell konsumieren, wie beim Fast Food, als lange lesen und ggf. das gelesene überprüfen und nachklingen zu lassen. Denn “Denken ist unablässiges Durchstreichen”, schrieb schon Paul Valéry.
    Danke Werner für diesen Lichtblick und für das ebenso schöne wie lesenswerte Interview.
    Liebe Grüße,
    Stefan

    • AlleAugenblicke

      Ich danke dir, lieber Stefan. Was für ein wunderschönes Zitat „Denken ist unablässiges Durchstreichen“ -KLASSE!
      Lg,
      Werner

  7. kiki

    Moin Werner,
    die Kapitalismusmaschine muß am laufen gehalten werden, sonst funktioniert sie einfach nicht. Dazu gehören auch die Trends, egal was der einzelne nun tatsächlich davon hält. Über Technik läßt sich viel und ausgiebig schreiben, nur merkt man es den Bildern eigentlich nicht an, ob diese „technischen Neuerungen“ auch tatsächlich den essentiellen Beitrag dazu geliefert haben. Wer sich mit Fotografie beschäftigt, wird sehr schnell dahinter kommen, daß vieles nur aufgebauscht und aufgewärmt ist. Die Verkaufszahlen sind für alle Hersteller eher rückläufig, das Smartphone und die Funktion der Bilder in sozialen Netzwerken haben die „klassische“ Fotografie, wie sie evtl. unsereiner noch kennt, irgendwie abgelöst. Vor allem dort identifiziert man sich häufig über Trends, zumindest tut man so. 😉
    Bei Bildern kann man häufig auch ähnliches beobachten, erinnerst du dich noch, als HDR plötzlich ganz angesagt war und alle irgendwelche Geisterbilder veröffentlicht haben, die mit dem Thema letztendlich überhaupt nix mehr zu tun hatten, sondern eher das schauerliche Gegenteil boten, weil die Leute überhaupt nicht wußten, wozu man das überhaupt macht?
    Zum Glück bleibt Fotografie ein Handwerk, welches sich ohne Hintergrundwissen nicht so einfach umsetzen läßt, von daher lieber in einen guten Bildband oder sonstiges Fotobuch investieren. Das ist für mich nachhaltiger.
    LG kiki

    • AlleAugenblicke

      Danke, Kiki: So sehe ich das auch!

  8. Trend in der Fotografie? Nein danke! Da bleibe ich mir treu und berufe mich auf das was „mir“ Spaß macht und ich mir leisten kann.

    Liebe Grüße, Gerd

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