{"id":1116,"date":"2015-01-22T14:02:18","date_gmt":"2015-01-22T13:02:18","guid":{"rendered":"https:\/\/alleaugenblicke.de\/?p=1116"},"modified":"2015-01-24T18:08:43","modified_gmt":"2015-01-24T17:08:43","slug":"vom-leben-mit-einer-kamera-im-kopf","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/alleaugenblicke.de\/vom-leben-mit-einer-kamera-im-kopf\/","title":{"rendered":"Vom Leben mit einer Kamera im Kopf"},"content":{"rendered":"

Ich mag keine „\u00dcber-mich-Beitr\u00e4ge“ von Fotografen, die mit den Worten beginnen „eigentlich fotografiere ich schon immer…“ oder „zur Konfirmation bekam ich von meinem Opa eine alte Rollei…“\u00a0\u00a0\u00a0S\u00e4tze wie diese\u00a0klingen\u00a0in meinen Ohren entweder\u00a0nach Rechtfertigung: „Ich kann`s zwar nicht, aber ich mache es ja schon immer“, \u00a0oder aber nach dem Statement, „meine Fotos sind schon deshalb gut, weil es mir in die Wiege gelegt wurde“.<\/h3>\n

Okay, nicht ganz frei von Sarkasmus.\u00a0Doch\u00a0S\u00e4tze wie\u00a0diese sind\u00a0-sorry -: viel zu oft gelesen. Offensichtlich geh\u00f6ren solche S\u00e4tze wohl nach Meinung vieler zum Storytelling-Marketing.<\/h3>\n

\"\"<\/a><\/p>\n

Mich hat Fotografie ver\u00e4ndert. Und diesen Aspekt finde ich viel spannender als die Frage, was\u00a0jemanden zur\u00a0Fotografie gebracht hat. Was\u00a0macht diese\u00a0Leidenschaft mit einem?<\/h3>\n

Ich wache morgens auf: Der Fenstervorhang l\u00e4\u00dft einen Streifen der Wintersonne ins Zimmer. Ich folge diesem Streifen mit meinem Blick und bleibe an dessen Ende, einem Schattenspiel an der gegen\u00fcberliegenden Wand h\u00e4ngen: In ihm bilden Bettdecken, Kopfkissen, Ecken und Kanten des Bettes ein fulminantes Schattenspiel.\u00a0Meine Kamera im Kopf f\u00e4ngt an Aufnahmen davon zu machen.<\/h3>\n

Ich \u00a0sitze in einer Kneipe. Hier darf noch geraucht werden. Ein dichter Schleier aus Qualm liegt in dem kleinen Raum und umh\u00fcllt die Menschen an den wenigen Tischen. Das Licht der dicht \u00fcber den\u00a0K\u00f6pfen h\u00e4ngenden Lampen malt Bilder in den Rauch, dazu die\u00a0Gesichter der\u00a0Karten spielenden Menschen. Meine Kamera im Kopf sucht Perspektiven, sieht Bildaufbau, Farben und Wirkung \u00a0und\u00a0macht Fotos.<\/h3>\n

Ich schaue meiner Tochter zu, wie sie die Nachrichten auf ihrem Smartphone\u00a0\u00a0liest. Ich habe sie l\u00e4nger nicht gesehen. Nun\u00a0\u00a0sitzt sie mir gegen\u00fcber auf dem Sofa,\u00a0in fast v\u00f6lliger Dunkelheit. Das kalte Licht des kleinen Bildschirms\u00a0wirft harte Schatten in ihr Gesicht und unterstreicht ihr konzentriertes Tun.\u00a0\u00a0Meine Kamera im Kopf legt\u00a0den Ausschnitt fest\u00a0und sofort nimmt das Bild im Kopf seine Form an.<\/h3>\n

\"\"<\/a><\/p>\n

Die Kamera im Kopf ist immer dabei. Und ich nerve meine Mitmenschen, wenn ich in Bildern versunken einem Lichtstrahl nachschaue, eine Szene wahrnehme, Menschen und Gesichter sehe und mir „ein Bild davon mache“.\u00a0In den Bildern lese ich\u00a0Lebensl\u00e4ufe und Geschichten. Mein Kopfkino ist im Gang.<\/h3>\n

Die Kamera im Kopf hat mein Leben ver\u00e4ndert. Ich sehe, denke und f\u00fchle in Bildern, Farben,\u00a0Formen, Perspektiven und Licht.\u00a0Ich \u00a0studiere Gesichter und Situationen.<\/h3>\n

Einige sagen, ich habe eine Macke. Ja, mag sein.<\/h3>\n

Es ist kein Hobby. Es ist eine Leidenschaft.<\/h3>\n

Kennt Ihr \u00c4hnliches?<\/h3>\n

<\/h3>\n

<\/h3>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Ich mag keine „\u00dcber-mich-Beitr\u00e4ge“ von Fotografen, die mit den Worten beginnen „eigentlich fotografiere ich schon immer…“ oder „zur Konfirmation bekam ich von meinem Opa eine…<\/p>\n