Ich treffe „these guys“ in einem kleinen Bistro\u00a0wie es sie zuhauf in Friedrichshain gibt. Es ist\u00a0der Abend nach dem Champions-League Finale in Berlin und die Stadt ist voll mit\u00a0\u00a0Spaniern und Italienern, die jetzt am fr\u00fchen Abend ihre Streifz\u00fcge\u00a0in den Abend starten. Sie setzen sich – \u00a0lautstark miteinander diskutierend – neben mich und holen ein Handy aus der\u00a0Tasche.\u00a0Einen Moment sp\u00e4ter telefonieren sie. Nein, nicht leise und das Ger\u00e4t am\u00a0Ohr, sondern laut und schamlos. Nicht nur die anderen G\u00e4ste, sondern auch alle Passanten, die vorbeiziehen d\u00fcrfen mith\u00f6ren. Ich spreche (leider) kein spanisch, doch ist unschwer herauszuh\u00f6ren, dass sie mit der Heimat (wo\u00a0auch immer diese\u00a0ist) telefonieren, und dass die beiden\u00a0sich offensichtlich hier in Berlin nicht wohlf\u00fchlen. Ich glaube\u00a0so W\u00f6rter wie „unsympatico“ und „allemand“ im Zusammenhang herauszuh\u00f6ren.\u00a0. Am anderen ist eine Frau: ihre helle Stimme ist deutlich vernehmbar. Das ganze ist ein wenig wie Ohrkino, einerseits unterhaltsam, andererseits bleiben eigene Gespr\u00e4che in der Lautst\u00e4rke stecken.<\/h4>\n
Dann ist das Telefonat beendet. Und auf beugt sich einer der beiden zu mir: „You guys“ beginnt er das Gespr\u00e4ch\u00a0und f\u00e4ngt an zu erz\u00e4hlen, dass er und sein Bruder eigens aus Venzuela her\u00fcbergekommen seien, um Barca im Champoinsleague-Finale zu sehen, dass Messi der beste Spieler der Welt sei aber auch die Deutschen gute Mannschaften h\u00e4tten. Ich frage ihn, was er f\u00fcr die Karten bezahlt habe und ob sie solche „Barca-Reisen“ schon \u00f6fters gemacht haben . 5.000 Dollars\u00a0habe eine Karte gekostet und ja, sie h\u00e4tten bereits vor einigen Jahren das Classico gesehen. Mich interessiert, wie er das Geld f\u00fcr Karten, Flug und Unterkunft bekommen habe. Sparen? Er lacht mich an und erz\u00e4hlt, dass er \u00a0Banker sei\u00a0– und die h\u00e4tten immer Geld. Sein Bruder sei\u00a0Geologe. Er lebe in Houston Texas, sein Bruder aber (der eher schweigsam ist – so gleicht sich im Leben alles aus) lebe in Venzuela. Und dann fragt er nach dem Leben in Deutschland, ob es noch Nazis gebe und Leute die Hitler toll f\u00e4nden („Ja leider!) und wo die in Deutschland leben („Ja, verdammt, wo lebt die braune Suppe eigentlich?“) – Ob ich was \u00fcber den Zweiten Weltkrieg w\u00fc\u00dfte („oh ja, doch!). Und er freut sich, als ich ihm erz\u00e4hle, dass mein Vater als Soldat beteiligt war\u00a0(„did you hear that?“ fragt er seinen Bruder,\u00a0“ the father of this guy was soldier in Hitler`s army“).<\/h4>\n
Wir sprechen \u00fcber Berlin, die Mauer, die Deutschen und die S\u00fcdamerikaner. Ich bestelle ihnen eine „Berliner Wei\u00dfe“, die sie dann nicht m\u00f6gen („iih, sweet“) und ich erfahre so, dass man in Venzuela\u00a0Whiskey oder Wodka trinkt – aber kein Bier.\u00a0\u00a0Nat\u00fcrlich erfahre ich auch, dass die beiden offensichtlich in einigen Kneipen mit Berlinern schlechte Erfahrungen gemacht haben („they don`t like foreign people. They are not so kind“) \u00a0Ich bin einen Moment still und denke, dass es weniger daran liegt, dass sie Ausl\u00e4nder sind, sondern mehr daran, wie sie auftreten:\u00a0Aber das behalte ich f\u00fcr mich. Es ist ein sch\u00f6ner Abend, kurzweilig mit interessanten Einsichten in einer andere Welt. Kurz bevor wir uns verabschieden und ich ihnen erkl\u00e4re, wo noch richtig was los ist an dem Abend,frage ich, ob ich ein Foto von ihnen machen darf. „Sure,no problem“! – Doch ein Problem, denn der Alkohol in meinem Blut macht die ohnehin diffizile\u00a0Lichtsituation nicht leichter. \ud83d\ude42<\/h4>\n
Thank\u00a0you guys for this\u00a0\u00a0evening! I really enjoyed it!<\/h4>\n
![\"sp\u00e4t](\"https:\/\/alleaugenblicke.de\/wp-content\/uploads\/2015\/06\/Venezuela-3-2.jpg\")
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