{"id":2572,"date":"2016-11-12T09:30:04","date_gmt":"2016-11-12T08:30:04","guid":{"rendered":"https:\/\/alleaugenblicke.de\/?p=2572"},"modified":"2016-12-06T21:43:47","modified_gmt":"2016-12-06T20:43:47","slug":"mensch-sein-das-leben-ist-vielfaeltig-1","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/alleaugenblicke.de\/mensch-sein-das-leben-ist-vielfaeltig-1\/","title":{"rendered":"Mensch sein – Das Leben ist vielf\u00e4ltig – #1"},"content":{"rendered":"
Wir alle lieben ja die sch\u00f6nen Dinge des Lebens: schicke und schnelle Autos, adrette Mode, zeitgem\u00e4\u00dfes Design, leckeres, \u201esauberes\u201c Essen und nat\u00fcrlich auch sch\u00f6ne Menschen. T\u00e4glich verfolgen uns auf allen Medien Bilder, auf denen alles ins rechte Licht ger\u00fcckt wird.  Allein das Worldwide Web zeigt uns in einer millionenfachen Bilderflut eine Welt, die es so real nicht gibt. Doch wir machen sie uns gerne so und  folgen ihr mit Begeisterung.<\/h5>\n

\"\"<\/a><\/h4>\n
Wir Fotografen mischen dabei munter mit: auch wir zeigen gerne all das, was sch\u00f6n und kantenlos ist. Wir zeigen Fotos von jungen und \u201esch\u00f6nen\u201c Menschen: Bekleidet oder auch nicht, im Wald, im Haus, im Stadtleben. Stets aber modisch, hipp und modern.<\/h5>\n
Hochzeiten, Paare, Babys: alles flauschig, in Pastellfarben, offenblendig, oft niedlich und doch oft oberfl\u00e4chlich und meist sch\u00f6n.<\/h5>\n
Wahrscheinlich, nein, sicherlich ist das alles gut und richtig so. Der Fotograf versteht sich mehr und mehr als Dienstleister: er bildet ab, was andere sehen wollen. Und nie war es -dank Kamera- und Objektiv- und Softwaretechnik \u2013 so einfach, das zu liefern, was der „Markt“ verlangt. <\/h5>\n
Ein Foto als glatt geschliffenes Konsumprodukt.  Daran ist nichts verwerflich. Schlie\u00dflich folgt auch die Fotografie den Str\u00f6mungen der  Zeit. <\/h5>\n
Doch so nachvollziehbar, verst\u00e4ndlich und logisch diese Entwicklung zum „Seichten“ (ich sage es mit aller Vorsicht) sein mag. Ich selbst finde es zunehmend bedauerlich. Denn Fotografie kann so viel mehr.     <\/h5>\n
Mich reizt dieses „so viel mehr“ in der Fotografie. Das, was sich unter der Oberfl\u00e4che befindet, das was dahinter liegt. Es ist das \u201eUngeschliffene\u201c, das \u201eRaue\u201c, die „Tiefe“, die \u201eEcken und Kanten\u201c, was mich besch\u00e4ftigt und bewegt.<\/h5>\n
Bei Menschen ist es das Wesen, der Charakter, die Sch\u00f6nheit und die Einzigartigkeit eines Menschen hinter all den \u00c4u\u00dferlichkeiten, die (oft) so nichtssagend sein k\u00f6nnen. Was f\u00fcr Geschichten gibt es zu erz\u00e4hlen? Und: wie erz\u00e4hlt man sie?<\/h5>\n
Wenn sich dann die Gelegenheit bietet, als Fotograf hinter Fassaden schauen zu k\u00f6nnen, sage ich nicht nein. <\/h5>\n

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Ich erz\u00e4hle Euch hier also den ersten Teil einer Geschichte, die mich tief bewegt hat und noch immer tief bewegt. Es ist nur eine kleine Geschichte: \u00fcber Sch\u00fcler und P\u00e4dagogen.  Also Menschen. Und eine Schule. Eine Geschichte, die in mehreren Teilen erz\u00e4hlt sein will. Eine Geschichte, der ich Raum zur Entfaltung geben m\u00f6chte: Sie hallt in mir nach, weil mich die Menschen dieser Geschichte bewegen.<\/h5>\n
Der Beginn ein Zufall. Was w\u00e4ren wir ohne den „Zufall“? \u2013 Doch davon vielleicht in einem sp\u00e4teren Blogbeitrag mehr. Aus eben jenem Zufall entwickeln sich eine Idee, ein Projekt  und schlie\u00dflich wunderbare Momente. <\/h5>\n
Wo f\u00e4ngt man an, wenn man so vieles zu erz\u00e4hlen hat?<\/h5>\n
Der Anfang: <\/h5>\n
Eine Schule. Im S\u00fcden der Republik, in Baden. Eine Schule, die sich individuell jedem einzelnen seiner Sch\u00fcler widmet. Lernen, so individuell wie die Kinder. Eine Leiterin dieser Schule, die mit gro\u00dfer Begeisterung und warmherziger Zuneigung von \u201eihren\u201c Kindern und \u201eihrer Schule\u201c erz\u00e4hlt. Schnell (wenn auch aus Zeit- und anderen Gr\u00fcnden, mit langem Vorlauf) sind Ideen und W\u00fcnsche besprochen, und fast ebenso schnell ein Plan gefasst. Fotos sollen es werden, Fotos, die Menschen zeigen, so wie sie sind, Fotos voller W\u00e4rme und Empathie. Zeigen, was diese Schule macht, was sie auszeichnet. Die Menschen zeigen, so wie sie sind.<\/h5>\n
Ideen flie\u00dfen, wir sind begeistert und fantasieren: „Dann, sp\u00e4ter, auch eine Ausstellung! Ja, und ein Buch“.  – Und das alles f\u00fcr die Kinder. <\/h5>\n

Vorab ein paar Fakten zur Schule<\/a>.<\/p>\n

Doch viel besser bringt es die Leiterin dieses Schulstandortes – Simone G. – zum Ausdruck: <\/h5>\n

„Ich leite die Au\u00dfenstelle Kronau der Ludwig Guttmann Schule Karlsbad. Wir sind Teil eines gro\u00dfen <\/em>Ganzen: dem \u201eSonderp\u00e4dagogischen Bildungs- und Beratungszentrums mit dem F\u00f6rderschwerpunkt <\/em>k\u00f6rperliche und motorische Entwicklung\u201c – unsere Stammschule ist in Karlsbad. <\/em>
\nSo viele Worte allein hier schon – und so wenig gesagt. <\/em>
\nDie Ludwig Guttmann Schule ist in aller K\u00fcrze eine Schule f\u00fcr Menschen mit k\u00f6rperlichen Beeintr\u00e4chtigungen. Was hei\u00dft das? Rein medizinisch gesehen<\/em> liegt bei unseren Sch\u00fclern eine <\/em>k\u00f6rperliche \u201eSch\u00e4digung\u201c vor, die die unterschiedlichsten Ursachen und auch die unterschiedlichsten <\/em>
\nAuswirkungen auf die Lebensgestaltung dieser jungen Menschen haben kann. Sch\u00e4digung\u2026was f\u00fcr eine Begrifflichkeit\u2026so schnell ist man dazu verleitet, dies als \u201emenschlichen Schaden\u201c zu interpretieren\u2026<\/em>
\nUnsere Sch\u00fcler sind so unterschiedlich in ihrer K\u00f6rperlichkeit, in ihrem Ausdruck, ihrer <\/em>Kommunikation, in ihrer geistigen und kognitiven Entwicklung \u2026 in ihrem So-Sein\u2026 dass es <\/em>unterschiedlicher nicht sein k\u00f6nnte. <\/em>
\nWas f\u00fcr eine Herausforderung, mit diesen Menschen zu arbeiten \u2026 was f\u00fcr ein gro\u00dfes Gl\u00fcck, dies tun <\/em>zu d\u00fcrfen! Verantwortlich f\u00fcr das LERNEN unserer Sch\u00fcler zu sein. Lernen, ihr Leben in <\/em>gr\u00f6\u00dftm\u00f6glicher Selbst\u00e4ndigkeit, Selbstbestimmung und Selbstverantwortung zu gestalten. <\/em>
\nF\u00fcr mich ist das als Sonder (<\/em>J<\/em>)-P\u00e4dagogin neben der hohen Verantwortung auch wirklich ein gro\u00dfes Gl\u00fcck! Geht es an allgemeinen Schulen doch im Prinzip (leider) immer noch um das Gleichmachen aller Sch\u00fcler (alle m\u00fcssen das gleiche Ziel erreichen \u2013 und das sp\u00e4testens am Ende des Schuljahres), so ist es U<\/em>NSERE Pflicht, die Individualit\u00e4t aller unserer Sch\u00fcler als zentralen Punkt unserer Arbeit zu sehen, <\/em>zu achten und anhand unserer Professionalit\u00e4t und unseres diagnostischen Arbeitens das Leben <\/em>unserer Sch\u00fcler und dessen Ausgestaltung zu begleiten. <\/em>Das kann bei manchen Sch\u00fclern bedeuten, dass sie Lesen und Schreiben lernen. Bei anderen ist es <\/em>entscheidend, eine Ausdrucksform zu finden, um verstanden zu werden: das k\u00f6nnen Lidschl\u00e4ge oder <\/em>
\neine Ver\u00e4nderung der K\u00f6rperspannung sein, der Einsatz von Kommunikationstafeln mit Bildsymbolen <\/em>bis hin zur Nutzung hoch komplexer elektronischer Kommunikationshilfen. <\/em>
\nWir als Kollegium m\u00fcssen dabei wach sein. Wahrnehmen. In engste Kommunikation treten. Von <\/em>unseren Sch\u00fclern lernen. <\/em>
\nIn jeder Interaktion mit unseren Sch\u00fclern, ist es von gr\u00f6\u00dfter Bedeutung, die SINN-Haftigkeit des <\/em>Lernens zu kennen und entsprechende Angebote zu machen. Wie sinnvoll ist es doch, einen <\/em>Einkaufszettel zu schreiben, Einkaufen zu gehen, Br\u00f6tchen zu schmieren und diese dann auch noch zu <\/em>
\nverkaufen??!!! Hier ist Mathe, Deutsch, Sprache in Reinform zu finden! Und das Beste dabei: die <\/em>Sch\u00fcler merken es gar nicht, dass sie LERNEN \uf04a! Wie unbeschreiblich \u201ebewegend\u201c ist es doch, mit <\/em>einer Steuerungshilfe den eigenen Rollstuhl in Bewegung zu bringen (und auch mal gegen eine Wand <\/em>
\nzu fahren  und NICHT dort hin geschoben zu werden, wo man vielleicht gar nicht hin m\u00f6chte??!! <\/em>
\n\u201eMeine\u201c Schule ist f\u00fcr mich ein Raum der Offenheit. Wir leben in enger N\u00e4he und Verbundenheit zur <\/em>Erich K\u00e4stner Schule, einer Grund-, Haupt- und Werkrealschule. Durch diese N\u00e4he k\u00f6nnen wir <\/em>Situationen schaffen, in denen Kinder und Jugendliche mit und ohne Handicap gemeinsam, <\/em>
\nmiteinander und voneinander lernen k\u00f6nnen. Wir tun das nicht im Sinne der \u201eInklusion\u201c. Mal ehrlich: <\/em>
\nwelcher Mensch m\u00f6chte schon \u201eeingeschlossen\u201c sein?! Wir erm\u00f6glichen Formen der Begegnung \u2013 <\/em>die Sch\u00fcler f\u00fcllen sie mit Lernen.  <\/em><\/p>\n

 \u201eMeine\u201c Schule\u2026 ist f\u00fcr mich, die Sch\u00fcler und die Kollegen ein Lebens-Raum. Ein Raum der absoluten <\/strong><\/em>
\nGegenwart. Wir begegnen uns als Menschen. Hier und Jetzt. In Achtung und Wertsch\u00e4tzung. Als von- <\/em><\/strong>
\n und miteinander Lernende. <\/em><\/strong><\/p>\n

Mein gro\u00dfer Wunsch f\u00fcr dieses Foto-Projekt war es, diese Gegenwart zum Ausdruck zu bringen. Die <\/em>Menschen, die in dieser Schule \u201eleben\u201c und diese Schule zum Leben bringen, in ihrer Sch\u00f6nheit und <\/em>ihrem einzigartigen Sein zu zeigen. Ihnen selbst zu zeigen, wie wertvoll und sch\u00f6n sie sind.“<\/em><\/p>\n

 <\/p>\n

… Und was kann es Sch\u00f6neres geben, als den Versuch zu wagen, diesem Wunsch nachzukommen? <\/h5>\n
Im Oktober also war es soweit: Zwei Tage mit Kamera im Anschlag in der Schule unterwegs. Im Unterricht, in den Pausen. Eintauchen, zuh\u00f6ren, sehen, reden. Zwei Tage mit wunderbaren Momenten. Und: zwei Tage, an denen es viel zu lernen gab. Aber auch davon in einem sp\u00e4teren Beitrag mehr.<\/h5>\n
Nach so viel Text, jetzt nur noch so viel: Heute gibt es noch keine Menschen auf den Fotos zu sehen. Hier m\u00fcssen erst die Regeln aufgestellt und die Freigaben erteilt werden. Und wie geht es weiter?  <\/h5>\n
Die Fotos sind gemacht, nun geht es an die Konkretisierung der anderen Pl\u00e4ne.<\/h5>\n
Ausstellung(en): wann und wo? Konzept? Welche Bilder? Welche Gr\u00f6\u00dfen? Wo kommt das Geld her?<\/h5>\n
Machen wir ein Buch? Und auch hier muss an einem Konzept gefeilt und m\u00fcssen Sponsoren gesucht werden. <\/h5>\n
Auf all das freue ich mich. Vor allem aber freue ich mich dar\u00fcber, welche Freude diese Fotos und dieses Projekt bei allen Beteiligten ausgel\u00f6st hat. Es ist ein wirklich wunderbares Gef\u00fchl. Ich werde von Zeit zu Zeit \u00fcber dieses Projekt berichten und sicherlich auch Bilder der Menschen zeigen. Alles zu seiner Zeit. <\/h5>\n

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Wir alle lieben ja die sch\u00f6nen Dinge des Lebens: schicke und schnelle Autos, adrette Mode, zeitgem\u00e4\u00dfes Design, leckeres, \u201esauberes\u201c Essen und nat\u00fcrlich auch sch\u00f6ne Menschen.…<\/p>\n