{"id":3090,"date":"2017-08-22T14:04:02","date_gmt":"2017-08-22T12:04:02","guid":{"rendered":"https:\/\/alleaugenblicke.de\/?p=3090"},"modified":"2017-08-22T14:04:02","modified_gmt":"2017-08-22T12:04:02","slug":"das-permanente-grundrauschen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/alleaugenblicke.de\/das-permanente-grundrauschen\/","title":{"rendered":"Das permanente Grundrauschen"},"content":{"rendered":"

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Ach, diese Menschen: Sind sie doch alle Geschichtenerz\u00e4hler. Besser: Storyteller. F\u00fcr den einen mag das nach K\u00fcche und Dessert klingen, die meisten aber lieben den englischen Wortklang wie das Sounddesign ihres SUV.<\/p>\n

Und sie erz\u00e4hlen in Bildern.  Das Motto: Wovon es kein Foto gibt, ist nie geschehen. <\/p>\n

Was ich sagen will: nahezu jeder erz\u00e4hlt heute seine Geschichte,sorry, nat\u00fcrlich seine story: Sequentiert, wohl portioniert aufgezeichnet und „uploaded“ verfolgen wir Banales, Triviales, Komisches, selten Aufregendes. Und doch alles irgendwie in Lifestyle: Sch\u00f6ne R\u00e4ume, sch\u00f6nes Essen, sch\u00f6ner Sport, sch\u00f6ne F\u00fc\u00dfe, sch\u00f6nes Lachen. Tassen hier, Gl\u00e4ser dort. Der aufgeschlagene Schaum auf dem Milchkaffee darf nat\u00fcrlich nicht ebenso wenig fehlen, wie der Sonnenuntergang hinterm Balkon.  Und wer glaubt, da nicht mithalten zu k\u00f6nnen, erz\u00e4hlt wenigstens dar\u00fcber, wie armselig er sich f\u00fchlt:  die Hoffnung auf weltweites Mitleid und Mitgef\u00fchl ist sein Antrieb.<\/p>\n

So lernen wir allm\u00e4hlich die Zahnb\u00fcrsten dieser Welt kennen, erfahren, dass Max morgens um sieben noch m\u00fcde ist und Moritz abends um zehn seine Bettdecke aufsch\u00fcttelt, Annemarie ist mal wieder an der See (die Wellen schlagen an den Strand) und Alexander in den Bergen (wir erfahren es \u00fcber seine Blasen an den F\u00fc\u00dfen), Bernd isst ein Br\u00f6tchen mit Salami(OHA!), Inge m\u00e4ht Rasen (TZTZTZ!) und Ralf ist beim Fitness (WOW!).  Wir machen privaten Raum \u00f6ffentlich und st\u00f6ren uns nicht daran, wie uns fremde Menschen zuschauen.  Alles in der Waage: Offensichtlich besteht ebenso gro\u00dfer Drang zum storytelling, wie gro\u00dfer Bedarf am Verfolgen banalster Dinge besteht.  <\/p>\n

Inhaltliche Leere ist dabei kein grundlegendes Problem.  Wir sprechen ja auch nicht \u00fcber den Inhalt, sondern wir nehmen wortgewaltig das Wort „content“ in den Mund. Und: auch ein  Himbeerkuchen auf dem K\u00fcchentisch oder eine Kugel Erdbeereis in der Waffel haben Relevanz, immerhin schaffen sie so viel content, um  der Welt gezeigt  Follower zu zeigen und dort drau\u00dfen ein Herzchen zu ernten.  Die Fortsetzung jener analoger Tageb\u00fccher, in denen mit viel Sorgfalt und Umsicht in feinster Schrift Aufzeichnungen gemacht wurden, um sie dann allerdings f\u00fcr die Welt geheim, mit Schl\u00f6ssern zu sichern und unter Kopfkissen heimlich zu lagern.  <\/p>\n

So wurde (auch) durch Instagram und Co aus  Schrift das Bild, und aus Heimlichkeit Banalit\u00e4t. Aus „unter-der-Bettdecke-gelebter Gef\u00fchle“ wird so am Ende trivialer Lifestyle. Aber alles irgendwie schick und nett dahin arrangiert. Wir leben  die Philosophie „eigentlich habe ich nichts zu erz\u00e4hlen, das aber tue ich laut!“ <\/p>\n

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…und nat\u00fcrlich in Permanenz…. <\/p>\n

Den Stream nur nicht abrei\u00dfen lassen.  <\/p>\n

Im Grundrauschen des Netzes bleibt der leise Ton unerh\u00f6rt. <\/p>\n

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Ach, diese Menschen: Sind sie doch alle Geschichtenerz\u00e4hler. Besser: Storyteller. F\u00fcr den einen mag das nach K\u00fcche und Dessert klingen, die meisten aber lieben den…<\/p>\n