{"id":3172,"date":"2017-09-27T16:30:31","date_gmt":"2017-09-27T14:30:31","guid":{"rendered":"https:\/\/alleaugenblicke.de\/?p=3172"},"modified":"2017-10-06T13:46:02","modified_gmt":"2017-10-06T11:46:02","slug":"heimat-ist-ein-gefuehl-nr-12-rausch-ab","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/alleaugenblicke.de\/heimat-ist-ein-gefuehl-nr-12-rausch-ab\/","title":{"rendered":"Heimat ist ein Gef\u00fchl Nr. 12 – Rausch ab"},"content":{"rendered":"

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Das lange und schon etwas sommerm\u00fcde Gras knistert, als ich meinen Kopf darin ablege.  Es ist fast so, als fl\u00fcsterte es mir ins Ohr: „Nein, nicht jetzt auch noch du!  Dieser Sommer war schwer genug. Zu wenig Sonne, zu wenig W\u00e4rme, zu viele F\u00fc\u00dfe, zu viel Wasser. Und jetzt, wo wir fast mit allem durch sind… Jetzt am Ende, jetzt kommst auch noch du und l\u00fcmmelst dich dahin! Frag jetzt blo\u00df nicht, wie es mir geht“ <\/p>\n

Aber ich beachte das Jammern der geknickten Halme unter mir nicht. Es wird mir \u00fcberhaupt zu viel gejammert bei uns: \u00dcber zu viel Fleisch, \u00fcber zu wenig Fleisch, \u00fcber zu viele gefl\u00fcchtete Menschen und zu wenig Grenzkontrollen, zu viel Angela und zu viel Alternativen. Ein Volk der Jammerlappen. Ich mag es nicht mehr h\u00f6ren! <\/p>\n

Stattdessen Ruhe, die Kraft der Septembersonne auf der Haut sp\u00fcren. Hier an dieser Stelle, ein wenig abseits der Welt, ebbt der L\u00e4rm endlich ab. Es bleibt ein leises Murmeln des nicht enden wollenden Verkehrs aus der Ferne. Erst die Gesellschaft hundert Meter hinter mir, vor der kleinen Kapelle, erinnert mich daran, dass ich auch hier nicht alleine bin: Lachen, Kreischen, das Knallen von Sektkorken, das Schreien eines Babys. Da wurde soeben geheiratet.      <\/p>\n

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Mein Hund w\u00e4lzt sich in den Moment verliebt, minutenlang gl\u00fccklich im Gras. Sein Treiben kennt keinen Anfang und kein Ende. Sein Leben ist ein lang anhaltender Augenblick.<\/p>\n

Endlich  steht er auf, trottet auf mich zu und leckt mir durch das Gesicht. „Du und ich, wir zwei“, scheint er mir sagen zu wollen, „wir sollten das \u00f6fter machen: Einfach los, ohne viel Gep\u00e4ck.  Was brauchen wir schon?“ – Wie recht er hat, der weise Kerl. Und w\u00e4hrend ich ihn streichele und er seinen Kopf auf meinen Bauch legt, wird mir besonders bewu\u00dft, dass etwas zu Ende geht und etwas Neues anf\u00e4ngt. Der ewige Kreis. <\/p>\n

Nur du mein alter Freund: du bleibst. Wie die Erinnerung.  <\/p>\n

Die Sachen sind (fast) gepackt, Vertr\u00e4ge gemacht. Das Neue: Es kann kommen. Ich freue mich drauf. <\/p>\n

RAUSCH AB <\/strong><\/p>\n

Nimm deine Beine in die Hand,
\ngib dir n Ruck,
\nmach die Biege,
\nwechsel einfach die Tapeten – 
\ndu musst ja nicht bleiben.
\nSo viel hat sich ver\u00e4ndert,
\ndas Meiste nicht zum Besten,
\nnur noch  Br\u00e4une 
\nstatt buntem Treiben – 
\nRausch ab!
\nMmhmm.
\nRausch ab!
\nMmhmm.
\nRausch ab.
\nMhm.
\nRausch ab.
\nMhm.
\nRausch ab.<\/p>\n

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(\u00a9 Stoppok)<\/p>\n

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Der Ort: Michaelsberg<\/a> am Rande des Kraichgau.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Das lange und schon etwas sommerm\u00fcde Gras knistert, als ich meinen Kopf darin ablege.  Es ist fast so, als fl\u00fcsterte es mir ins Ohr: „Nein,…<\/p>\n