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Beim Hören eines Podcasts

Neulich beim Hören eines Fotografen-Podcasts….

99 Momente des Glücks – Nummer 12

Eintönige Autofahrten werden durch das Hören von kurzweiliger Podcasts durchaus kurzweiliger. Mittlerweile mangelt es ja auch nicht an Beiträgen von Fotografen über Fotografen, Fotos und Fotografie. Diejenigen unter Euch, die sich dafür interessieren, wissen es bestimmt längst. Die Menge an Fotografen-Podcasts scheint mir dabei schnell und nahezu proportional zur Zahl der Fotos im Netz zu wachsen …. Da wird sich gegenseitig im jeweiligen Podcast-Format des anderen interviewt, die Branche, die Arbeit, diverse Bildstrecken beleuchtet und last but not least natürlich auch die Technik vor zurück und quer betrachtet. Das Niveau reicht dabei von „spannend“ über „interessant“ bis hinunter zu „um Gottes Willen nicht das/der/die auch noch“.

Nun leben wir also nach der Zeit mit Blogs, Facebook und Instagram, mit einer Podcastschwemme (ja, auch der Fotografen). Das Foto selbst wird zur Marginalie in einem Instagram-stream, in dem es im Grunde nur um die „Garnitur“ eines Fotos geht. Stattdessen wird darüber geredet. Mitunter unterhaltsam und hier und da auch interessant. In etwa so wie eine Sendung „Wetten dass…“ mit Thomas Gottschalk zu seinen besten Zeiten. Doch, seien wir andererseits auch ehrlich: Was will man an Fotos noch zeigen, was Interesse weckt oder von Interesse ist? Was ist anders oder andersartig und bekommt längere Aufmerksamkeit als ein Wimpernschlag? Ist nicht alles längst an der Krankheit Reizüberflutung gestorben? Eben! – Dann also doch darüber Reden: Ãœbers Fotografieren, die Fotos, die Arbeit. Podcast: ein anderes Medium, eine neue und andere Aufmerksamkeit. Und über das Reden über Fotografie, habe ich mich hier schon einmal vor gut zwei Jahren ausgelassen.

99 Momente des Glücks – Nummer 13
Vieles in der Fotografie ist an Reizüberflutung gestorben

Dabei fällt auf, dass der Fotograf und Podcaster auch immer mehr die Aufgabe eines „mental trainers“ übernimmt und zum Lebensberater geworden ist. Ging man früher (wann immer auch das gewesen ist) wenn es nötig war in eine Therapiestunde bei einem Therapeuten, besuchen wir heute Wochenend-Workshops, neues Mindset inklusive. Und mit dem richtigen Mindset machen wir alle anschließend auch andere (und natürlich bessere) Fotos: für den eigenen Instagram-(Main-stream). Der Fotograf erfindet sich und seinen Beruf immer wieder neu. Muss er wohl auch: Längst ist die Spannbreite fotografischer Dienstleistungen irgendwo zwischen Lifestyle, Märchenbuch und Hausarztpraxis angesiedelt. Kein Platz für Kunst (was auch immer das für den einzelnen bedeutet).

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ich erkenne durchaus die Notwendigkeit für die Profis unter den Fotografen, sich mit immer wieder neuen Formaten zu tummeln und zu versuchen, dadurch ein anderes und neues Publikum zu gewinnen. So funktioniert`s nun mal. Punkt.

99 Momente des Glücks – Nummer 14

Wie schön wäre es aber, wenn der eine oder andere Podcaster-Fotograf seine Reichweite – abseits von allen Fragen der Wirtschaftlichkeit -nutzte, um sich (auch fotografisch) den drängenden gesellschaftlichen Fragen zu widmen. Das wünsche ich mir, täte meiner Filterblase gut und böte die Chance, auch neue und andere Fotos zu sehen.

Ach ja: Weil Fotos machen tatsächlich glücklich macht, steht dieser Beitrag auch in einer Linie zu meiner Serie „99 Momente des Glücks“ : Alle drei gezeigten Fotos haben was mit meinen privaten Glücksmomenten der letzten Zeit zu tun.

3 Kommentare

  1. oli

    Du sprichst mir aus der Seele! Gerade eben habe ich den Textentwurf für einen ähnlichen Artikel gespeichert. Zeigt mehr Bilder und diskutiert darüber.
    Ich lösche immer öfter Podcastfolgen wegen Titel, Beschreibung oder nach den ersten 2-3 Minuten. Mir ist meine Zeit zu kostbar für dünne Unterhaltung.

  2. Hallo Werner,
    da hast Du wieder in Worte gefasst, was sich bei mir auch gerade als Eindruck aus aktueller Erfahrung ins Bewusstsein drängte. Podcast-Reduktion wird zum Muss.
    Gruß Peter

  3. Da stimme ich dir vollkommen zu. Reizüberflutung. Und das Bedürfnis, Sinn zu finden in der Fotografie. Ich denke, die Art von Fotos wie sie World Press Ausstellungen zeigen, ist wohl die sinnvollste die es geben kann. Aber auch der künstlerischen Fotografie kann ich viel abgewinnen. Am meisten interessieren mich Fotoserie mit persönlichen Texten dazu. Habe ich vor einem Jahr noch begeistert Einzelbilder auf Instagram betrachtet, langweilt es mich inzwischen. Kommt aber Inhalt dazu, kann es mich dann doch noch begeistern.

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