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Bei der Verwendung von Superlativen…
… sollte man vorsichtig sein. In ihnen schwingt so etwas Endgültiges mit. Daher pflege ich einen sorgsamen Umgang mit ihnen. Doch hier und jetzt bin ich ganz nahe dran.
Als Vinyls noch Schallplatten waren und wir von „LPs“ sprachen, kamen Alben auf den Markt, von den wußte man schnell, dass es sie etwas Besonderes waren: Musik und Texte waren -im Kontext der Zeit – speziell, sie waren besonders produziert, sie enthielten jede Menge Hits, sie orientierten sich nicht am Mainstream. Oft auch alles zusammen. Dann sprach man von einem „Jahrhundertalbum“ und meinte damit ein Album, was die Zeit überdauert. Seine Bedeutung reichte über den kurzfristigen Geschmack und Zeitgeist hinaus. „Rumours“ von Fleetwood Mac, „Sgt. Pepper`s..“ von den Beatles, „Highway 61 revisited“ von Bob Dylan oder „exile on main street“ von den Stones sind Beispiele hierfür.
Nun halte ich einen Fotoband über New York in meinen Händen, bei dem spüre ich Ähnliches:Hier reicht etwas über den Zeitgeist hinaus. Steffen „Stilpirat“ Böttcher hat „sein“ New York in Fotografien portraitiert: Persönlich, eigenwillig, echt, puristisch, keiner Mode folgend.
In sein Logbuch New York taucht man ab und begibt sich auf eine Reise in das New York, was Steffen 1990 bei seinem ersten Aufenthalt dort gesehen hat. Das Buch erzählt diese Geschichte, doch seine Fotos erzählen viel mehr Geschichten: In ihnen spiegelt sich das Bild der irischen und italienischen Einwanderer im 19ten Jahrhundert. Sie erzählen von der aufstrebenden Metropole in der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts, berichten von Not und Elend in den Slums der Stadt in den Siebziger Jahren. Ein Buch wie ein überlanger Roadmovie: Steffens Fotos schaffen die Atmosphäre der mafiösen Spiele von Al Pacino, Robert de Niro und Marlon Brando. Und auch Woody Allens New York begleitet den Betrachter durch das Buch. Man spürt beim Betrachten der Bilder die vielen Kilometer, die Steffen in New York zurück gelegt hat. Und man sieht den Bildern nicht einen Augenblick an, wie viel Zeit es brauchte, auf den den richtigen Moment zu warten.
Steffen Böttcher hatte dabei den Mut, sich von der Malerei inspirieren zu lassen. Man erkennt unschwer den Einfluss von William Turner: dunkel, grau, hier und da düster, immer aber dem Licht auf der Spur. Die Lichtführung der in seinen in Szene gesetzten Menschen, erinnern an die holländischen Maler Rubens und Rembrandt. In seinen Fotos schwingt darüber hinaus der Geist Saul Leiters.: Lichtreflexionen, Spiegelungen, Farbenspiele. Dezent und auf den Punkt gebracht. Alles zusammen zaubert eine ganz eigene Ästhetik. – Die bleibt.
Man nehme diesen Bildband, setze sich gemütlich in einen Sessel, richte eine Lampe auf das Buch, öffne eine Flasche Wein (der besseren Sorte). Das Buch ist wie ein guter Blues. Wie sagte einmal ein Musiker? “ Niemand kann den Blues so spielen, wie er wirklich ist“ – Das ist wohl war. Das „Logbuch New York“ kommt aber ziemlich nahe ran.
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Schön geschriebene Rezenssion zun Steffen Böttchers New York-Bildband!
1, 2, 3, ich wünsche mir diesen Bildband herbei! So einfach ist das leider nicht :-).. Deine Rezension macht Lust auf diese Bilder, von denen man einige online sehen konnte und die mir ausgesprochen gut gefielen. Das ist diesmal ein reiner Bildband oder?
LG, Conny
EIn reiner Bildband mit zwei einleitenden „Worten“ – Aber Worte braucht es nicht. 🙂
Lg,
Werner
Hallo Werner,
nachdem das „Logbuch NewYork währen der Dienstreise nach Hamburg Zuhause ankam, hatte ich mich schon darauf gefreut, dieses gleich am Sonntagabend auszupacken.
Jo … nach dem Lesen dieses Artikels musste ich leider feststellen, dass das Weinregal leer war.
Ich vertraue Dir Werner, wenn Du sagtst, man solle das Buch bei einer guten Flasche Wein lesen.
So habe ich das Logbuch gestern Abend NICHT ausgepackt. So werde ich heute die Weinindustrie unterstützen, das Ergebniss dieser Unterstützung zusammen mit meiner Frau und dem Logbuch NewYork am Abend genießen und an Dich denken, lieber Werner.
Viele Grüße,
Martin
Danke für’s Teilen, Werner. Großartig!!!
LG, Markus
Sehr schön, ich mag reine Bildbände lieber 🙂 Übrigens mag ich dein Foto, sehr stimmungsvoll 🙂