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Endlosigkeit

Ein Abend am Meer.

Es ist ein warmer Sommerabend. Allmählich wird das Blau zu einem Rot, bis sich nur noch die Schatten der Berge am Horizont von der Dunkelheit abgrenzen. Es wird Nacht. Im Wetterbericht erhielte dieser Abend in Deutschland wohl das Prädikat „tropisch“. Ich liege an einem wunderbaren Strand und dort wo ich bin, ist es egal, welchen Titel diese Nacht trägt. Mein Blick verfängt sich in der Flut der Sterne, es fallen einige Sternschnuppen. Von irgendwoher drängt sich ein leises Lachen in mein Ohr. Und immer rauscht das Meer. Wir Menschen sind nicht mal ein Fliegenschiss in diesem Universum. Ein wunderbarer Gedanke. Alles wird ruhig in mir. Alles ist bedeutungslos. Nur das Jetzt ist wichtig. Das Hier. Das Sein. Meine Menschen.

Meer

Wenn man ans Meer kommt
soll man zu schweigen beginnen
bei den letzten Grashalmen
soll man den Faden verlieren
und den Salzschaum
und das scharfe Zischen des Windes einatmen
und ausatmen
und wieder einatmen 
Wenn man den Sand sägen hört
und das Schlurfen der kleinen Steine
in langen Wellen
soll man aufhören zu sollen
und nichts mehr wollen wollen nur Meer 
Nur Meer

Erich Fried

Diese Zeilen lese ich später, ich liege schon im Bett. Mich durchdringt die scheinbare Endlosigkeit dieser Nacht. Und ja: Nichts mehr Sollen, nichts mehr Wollen: Nur Meer.

2 Kommentare

  1. wie wunderbar. so sollten abende im sommer oft sein.

  2. Ein traumhaftes Sonnenuntergangsbild. Echt klasse aufgenommen.

    LG Bernhard

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