Neulich bin ich in Berlin über die Stasizentrale der DDR „gestolpert“. Ja, „gestolpert“ trifft es am besten. Ein unscheinbarer Hinweis für Touristen, Blicke richten sich auf graue Bauten aus Beton und Waschbetonplatten. Davor breiten sich triste leere Flächen aus, man schaut auf dunkle –weil leere – Fensterflächen. Mein Verstand braucht einen Augenblick um zu begreifen, dass dieses Relikt und Sinnbild eines Ãœberwachungsstaates nicht nur aus einem Gebäude besteht, sondern aus komplexen Gebäudestrukturen auf insgesamt 20 ha. Ich schaue mich um und realisiere so nach und nach, dass es sich dabei um einen Staat im Staat gehandelt haben muss. Achttausend Menschen haben hier „gearbeitet“ (über die Definition von Arbeit in dem Zusammenhang würde ich gerne diskutieren). Ein autarkes System. Ein Staat im Staat. Mir macht dieses Areal auch fast 25 Jahre nach der Wiedervereinigung noch Angst.
Meine Angst erhält auch dadurch Nahrung, weil sich nur wenige Kilometer von diesem Ort entfernt ein neuer „großer Bruder“ breit macht: Der Neubau des BND in Berlin-Mitte: 10 ha umbauter Raum für knapp 4000 Menschen. Die Architektur (ein Treppenwitz der Geschichte) ebenso furchteinflößend und gewaltig wie die der alten Stasizentrale.  Wehe dem, der Böses dabei denkt.
Nein, das finde ich not funny.
Was mir selten geschieht: Ich war von den Ausmaßen der Überwachungszentrale so angegriffen, dass mir bei meinem Besuch die Bilder im Kopf fehlten, dass mit meiner Kamera festzuhalten.
Mein Foto zeigt den Eingang des Hauptgebäudes, in dem Herr Mielke sein Unwesen trieb und in dem sich heute das Stasi-Museum befindet.  – Dieser Ort schreit danach in einer ganz eigenen Bildersprache von mir dokumentiert zu werden. Aber erst dann, wenn ich sie gefunden habe.
Ich muss zugeben, dass ich an diesem Ort noch nie in Berlin war. Allein das Bild an sich wirkt schon mit einer beklemmenden Stimmung. Es ist zwar relativ warmes Licht da, aber trotzdem wirkt es kalt, klein und gedrungen. Eine Tour ist sicherlich spannend. Hast du dort einen Fuß hineingesetzt?
Das ist aber schade, Janine. Zugegeben: EIn wenig abseits und nicht wirklich „Hübsch“ – Aber spannend in jedem Fall. Solltest du mal aufsuchen. „Drinnen“ bin ich aber auch noch nicht gewesen.
Lg,
Werner
Klasse Foto, Werner. Ich mag es wie du hier mit der Komposition, dem Licht und der Saettigung gearbeitet hast. Es spiegelt wirklich sehr gut die linientreue, kalte Maschinerie die dieses Bauwerk einst inne hatte.
Danke, Markus. Wenn das Bild so ankommt, ist es richtig.
Lg,
Werner
Ich widerspreche mal den bisherigen Kommentaren – dieser Eingang war in den sechziger/siebziger Jahren Standard bei vielen öffentlichen Gebäuden; ich kenne diverse Theaterbauten aus der Zeit, die genau diesen Stil haben und noch heute so aussehen.
Ich bin gespannt auf die Bilder, die Du, Werner, noch suchst – schön wäre eine Serie, die einen Vergleich Stasigebäude mit neuer BND-Zentrale bringt.
Das stimmt, du hast Recht. Eine Vielzhahl öffentlicher und privater Bauten hat genau diesen Stil an „Tür“- Dahinter steckt -natürlich aus heutiger Sicht – der Mief einer ganzen Generation. –
Mir geht tatsächlich eine kleine Serie durch den Kopf in Form einer Gegenüberstellung der BND und der Stasi-Bauten- Mal schauen, was ich daraus machen kann.
Lg,
Werner
Ein eindrückliches Bild, Werner. Ich bin gespannt, in welcher Sprache Du Deine Eindrücke zu einem späteren Zeitpunkt dokumentieren wirst.
Vielen Dank, liebe Cynthia, für deine Worte. Ich bin selbst gespannt, ob es mir gelingen wird, passende Fotos zu machen.
Lg,
Werner
Hi Werner, das ist ein beklemmender Punkt in der Geschichte Berlins. Und du hast Recht, wenn du Parallelen zwischen den beiden Gebäuden ziehst. Das neue Gebäude ist im negativen Sinne überwältigend. Unglaublich. Der Eingang des Stasi-Gebäudes bekommt für mich, die ihn noch nie gesehen hat, natürlich erst durch deine Zeilen eine Bedeutung. Stimmt, solche Eingänge hat man auch anderen Orts schon gesehen, aber nur durch diesen sind die Stasi-Mitarbeiter ein und ausgegangen. So frontal mit unangenehmen Kapiteln der Geschichte konfrontiert zu werden, haut mich auch immer um. Ich bin mir sicher, dass du irgendwann dazu Bilder im Kopf und im Herzen haben wirst.
Das Foto als solches gefällt mir sehr gut. Die Farbwerte sind schön herausgearbeitet. Das Grün und die Holzdecke heben einander hervor. Die Spiegelungen, Durch- und Einblicke sind interessant. Und erkenne ich da links im Bild einen Menschen, vielleicht eine Reinigungskraft? Oder suche ich diesmal vergeblich in diesem Bild? 😉
LG, Conny
Du bist ein sehr feiner Beobachter. 🙂 Ja, da putzt jemand. – Aber die Reinigungskraft war nicht das Ziel. Der Eingangsbereich war aufgrund der späten Uhrzeit das einzig mögliche Motiv. Manchmal bedauere ich, dass ein Foto nicht auch darüber sprechen kann, in welcher Stimmung und Umgebung es aufgenommen wurde: Ich war dort menschenseelenallein mit meinen Gefühlen und Gedanken in einer „eisigen“ Umgebung. Alles war still und dunkel. Unheimlich. Nein, beklemmend ist das richtige Wort. Diese Gebäude wären ein Ort für dein Auge….
Lg,
Werner
Nüchtern, kalt, verschlossen. Mit der Hintergrundinfo eine schaurige Athmosphäre, die diese Front ausstrahlt. Ich hätte gern gewusst, wie das Bild ohne diese Info auf mich gewirkt hätte, ich habe leider zuerst gelesen. Vielleicht eher nostalgisch? Weiß nicht… Mir gefällt besonders das kalte Grün.
Nostalgisch ist auch passend, wenn man nicht weiß, wo sich dieser Eingang befindet. Das würde ich auch so beschreiben wollen.
So aber ist es -wie ich es eben auch auf Antwort auf Connys Kommentar geschrieben habe – vor allem eines: Beklemmend.
Lg,
Werner
Das Foto ist Dir jedenfalls sehr schön gelungen und über die Vergangenheit… na ja, halt vergangen und das ist auch gut so auch wenn ein paar Meter weiter ähnliches geschieht und die Geschichte weiter geht. 😕
LG, Gerd
… So geht Geschichte… Wird jemals daraus wirklich gelernt oder die richtigen Schlüsse gezogen?
Lg,
Werner
Hallo Werner,
das Bild zusammen mit der Hintergrundinfo wirkt schon ziemlich bedrückend – ich kann mir gut vorstellen, dass dich der Besuch bei der Ãœberwachungszentrale mitgenommen hat….“schönes“ Foto passt hierzu nicht, vielleicht „fotografisch ansprechend“…ich hoffe, du weißt, was ich meine !
LG, Netty
Ich weiß, was du meinst… Danke für diesen Kommentar. 🙂
Liebe Grüße,
Werner
ich wünsche dir einige frohe ostertage mit genügend zeit zur entspannung 🙂 !!!!! sg
Ja, das mit der Angst bei solchen Gebäuden kenne ich nur zu gut. Sie werden ihren „Charme“ niemals verlieren. Mag daran liegen weil dort so viel Unsinn betrieben wurde, mag aber auch daran liegen, dass der Baustil äusserst unfreundlich wirkt.
Feine Ostern Euch♥