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Über Originalität. Ein Kontrastprogramm

Erschaffen wir mit unseren Kameras nicht alle Originale?

Am Wochenende fiel mir das kleine Büchlein „Von Beruf Schriftsteller“ von Haruki Marukami (wer regelmäßig mitliest weiß, dass ich seine Literatur sehr gerne mag) in die Hände. Es sollte ein kurzer Blick hinein werden, wurde aber ein vertieftes und spannendes Leseerlebnis.

Wie schreiben? Was schreiben? Wie sehen handelnde Figuren aus? Ein kleines Büchlein voller gut portionierter Einblicke in (s)eine Schriftstellerwerkstatt. 

… und er beschäftigt sich mit der Frage der „Originalität“. 

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Seinen vielschichtigen Ãœberlegungen stellt er eine Aussage über Kreativität des Neurologen Oliver Sacks voran: 

„Zu Kreativität, wie sie gewöhnlich verstanden wird, gehört nicht nur ein „WAS“, ein Talent, sondern auch eine „WER“ – ausgeprägte persönliche Eigenheiten, eine ausgebildete Identität, persönliche Sensibilität, ein persönlicher Stil, der in die Begabung einfließt, sie durchdringt, ihr eine unverwechselbare Gestalt gibt. Wenn wir Kreativität so verstehen, setzt sie die Fähigkeit voraus, Ursprüngliches hervorzubringen, sich von den üblichen Betrachtungsweisen loszureißen, sich frei im Reich der Imagination zu bewegen, immer wieder neue geistige Welten zu erschaffen – und dies alles gleichzeitig mit einem kritischen inneren Auge zu überprüfen. Kreativität hat mit dem Innenleben zu tun – mit dem Strom neuer Ideen und starker Gefühle“ 

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Murakami benutzt den folgenden Vergleich, um diese sehr theoretische Definition bildhaft zu machen: 

„… wie ich als Teenager in meinem Zimmer vor einem kleinen Transistorradio sitze und zum ersten Mal „Surfing USA“ von den Beach Boys und „Please Please Me“ von den Beatles höre. Ich bin aufgewühlt. Was für eine großartige Musik, denke ich. So was habe ich ja noch nie gehört. Und diese Musik öffnet ein Fenster zu meiner Seele, durch das eine unbekannte frische Brise hineinströmt und mit ihr ein beglückendes Hochgefühl von grenzenloser Spontaneität….. Genau das ist für mich die Form, die Originalität besitzen sollte“

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 Ja, das ist treffend. Und wenn er dann abschließend feststellt, dass „Originalität nur schwer mit Worten zu definieren“ ist, aber sich „der geistige Zustand, den sie hervorbringt, reproduzieren läßt“ , dann bin ich ganz bei ihm.

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Originalität hat also viel dem eigenen Seelenleben zu tun, ist zunächst nach innen gerichtet. Irgendwann mal gießt sich dieser „geistige Zustand“ in ein kreatives Produkt und wirkt dann nach Außen. 

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Diese Ãœberlegungen und Gedanken führen mich zur Einleitung zurück: 

Erschaffen wir mit unseren Kameras Originale?  

(die Zitate stammen aus dem Buch „Von Beruf Schriftsteller“ von Haruki Murakami) 

7 Kommentare

  1. Markus

    „You can’t start a fire without a spark!“ (wie Bruce meint)… …das empfinde ich zum einen für den kreativen Prozess selbst, wenn man etwas erschaffen möchte… …zum anderen ist es auch genau der Funke der überspringt (wie es Murakami so schön durch das Beispiel der Musik beschreibt), wenn bei der Schaffung des Gelesenen, Gehörten oder Gesehenen eine Art Feuer am Werk war.
    Geile Bilder übrigens! Bin begeistert… ….(hhmm, ‚begeistert‘ ist übrigens ein sehr schönes Wort.. ..weil ja anscheinend die Geister in einen übergegangen sind)
    Wünsche dir viele Funken.
    LG, Markus

    • AlleAugenblicke

      Vielen Dank!

  2. Inspirierender Beitrag mit schönen Monochrombilder.

    Liebe Grüße

    Bernhard

  3. Für sich laufen (oder wie alle heute sagen:joggen), ist was ziemlich Originales. Kopieren läßt sich dazu niemand. Ich lief, und lief. Fast täglich, jahrelang, und immer alleine. Das war zu der Zeit selten, und ist es heute nach wie vor. Fast alle verabreden sich zu sowas mit Anderen, und es muß Gründe, Ziele geben. Ich hatte zu Laufen immer nur Verabredungen mit mir selbst, und bewege mich gerne draußen. Mehr nicht. Schon schräg, was da für Kommentare zu kamen. Man liefe vor was weg, oder wäre laufsüchtig. Dabei ist es einfach schön, und schön einfach. Und dann habe ich ein Buch geschenkt bekommen: „Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“, Haruki Marukami. Eine Offenbarung! Heute begleite ich wohl sortiert den einen oder anderen bei seinen Läufen, es darf positiv wirken nach außen. Das ist sehr versöhnlich. Die Treppe ist mein Lieblingsbild ?
    Herzlich, Dirk

    • AlleAugenblicke

      Verbindet uns auch der Murakami? –
      Ja, was für Gedanken, wenn man darüber spricht, was es bedeutet, (für sich) alleine zu laufen. Für mich war und ist es immer ein Bild dafür, „bei sich selbst“ zu sein und zu bleiben. In allem, was einen ausmacht: Gedanken, Handeln etc.
      Danke Dirk, du hast mit diesen Beitrag (und Murakami… und das Laufen) wieder ins Bewusstsein gerückt.
      Ganz liebe Grüße,
      Werner

  4. Es gibt eben Ereignisse, die treffen in der rechten Zeit voll auf den Nerv. Murakami und sein Läuferbuch war sowas. Habe danach völlig angefixt noch mehrere Bücher von ihm gelesen, aber das war dagegen alles blass. Einzig „Gefährliche Geliebte“ ist in meinem Regal zusätzlich übrig geblieben. Laufen, oder eben auch Fotografieren, entspringt einer Inspiration, und ist selbst eine. In diesem kontrastreichen Spannungsfeld entdecke ich Kreativität, Phantasie und sicher auch eigene Originalität.
    Klasse Vorlage, alte Sachen zu denken, danke!

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