{"id":1030,"date":"2015-01-03T09:11:49","date_gmt":"2015-01-03T08:11:49","guid":{"rendered":"https:\/\/alleaugenblicke.de\/?p=1030"},"modified":"2015-01-03T09:13:18","modified_gmt":"2015-01-03T08:13:18","slug":"vom-leben-zwischen-den-zeiten","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/alleaugenblicke.de\/vom-leben-zwischen-den-zeiten\/","title":{"rendered":"Vom Leben zwischen den Zeiten"},"content":{"rendered":"

Der Wecker klingelt. Einen Moment lang bin ich irritiert. Dann aber wird mir schnell klar: Ich bin nicht in Berlin oder irgendwo anders, es ist nicht Montag. F\u00fcr diesen Tag gibt es keinen Namen.<\/h4>\n

Ich richte mich auf. Vom Flur\u00a0 her h\u00f6re ich das leise aber stetige\u00a0Hecheln unseres Hundes. Er freut sich. Denn er wei\u00df: gleich startet sein Tag. Ich recke mich und stehe auf. Der Tag liegt unber\u00fchrt und endlos vor mir wie eine frische Schneedecke am Morgen einer schneereichen Nacht im Winter. Ein warmes Gef\u00fchl macht sich in mir breit. Keine Termine, keine Verpflichtungen, keine Telefonate, keine Uhrzeiten. Noch die eine oder andere Email. Doch auch das wird sich legen. Ein paar Tage sp\u00e4ter, vielleicht schon morgen, spielen sie keine Rolle mehr.<\/h4>\n

Das alte Jahr ist noch nicht vorbei, das neue hat irgendwie noch nicht angefangen. Die Finanz\u00e4mter versenden keine Steuerbescheide.\u00a0\u00dcberhaupt: Post wird zur Nebensache.<\/h4>\n

Ich ziehe mich an. Jede Bewegung von mir wird vom Hund mit freudigem Schwanzwedeln begleitet. Nun wei\u00df er: Ich bin\u00a0dran. Dann ziehen wir los. Es regnet. Macht nichts. Ich nehme den Regen als Regen wahr. Ein sch\u00f6nes Gef\u00fchl. Es ist fr\u00fcher Morgen und der Tag beginnt, mir seine beinahe endlosen M\u00f6glichkeiten zu offenbaren. Und mein Herz weitet sich. Der erste H\u00f6hepunkt des Tages danach: der frische Kaffeeduft, der durch das Haus zieht. Ein Fr\u00fchst\u00fcck, das seinen Namen verdient. Mit geh\u00f6riger Portion Zeit im Nacken.<\/h4>\n

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Ich sp\u00fcre die Ruhe, die nach und nach Besitz von mir ergreift. Anfangs wehrt sich noch etwas in mir. Die kleinen M\u00e4nner im Ohr fl\u00fcstern von \u201erastenden und rostenden Menschen\u201c, von der \u201eUnm\u00f6glichkeit sich gehen zu lassen\u201c, vom \u201eDies und Das, was noch unbedingt zu erledigen ist\u201c. Doch dieser Zustand weicht nach und nach einer warmen und wohlriechenden Gelassenheit, die mich umschlie\u00dft wie wunderbar warmes Badewasser.\u00a0 Schlie\u00dflich kann ich wieder l\u00e4ngere Zeitungsartikel bis zum Ende lesen und muss sie nicht, wie sonst \u00fcblich, \u00fcberfliegen, weil irgendetwas zu tun ist, jemand oder etwas wartet. Abends beim Lesen im Bett fallen mir dann auch die Augen nicht nach zwei Seiten zu: endlich kann ich wieder ein Buch lesen und muss nicht, getrieben von dem Gef\u00fchl von vertaner Zeit, hindurch hasten.<\/h4>\n

Die Dinge kommen ins Lot. Die Distanz zu mir\u00a0 wird immer kleiner.<\/h4>\n

Und dann sind auch sie wieder da: Bilder und Ideen im Kopf. Und meine Kamera verlangt nach mir: Auf der Suche nach Motiven im Allt\u00e4glichen.\u00a0Lange Spazierg\u00e4nge beleben den Geist. An der Seite mein Freund, der nichts fordert, der nichts will. Der im Hier und Jetzt mit mir unterwegs ist. Ich sp\u00fcre die K\u00e4lte, ich sehe die B\u00e4ume, ich nehme das Leben wahr. Ich bin achtsam.<\/h4>\n

Die Distanz zu mir wird immer kleiner.<\/h4>\n

Mit etwas Gl\u00fcck treffe ich mich.<\/h4>\n

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Der Wecker klingelt. Einen Moment lang bin ich irritiert. Dann aber wird mir schnell klar: Ich bin nicht in Berlin oder irgendwo anders, es ist…<\/p>\n