{"id":4222,"date":"2019-01-18T09:30:09","date_gmt":"2019-01-18T08:30:09","guid":{"rendered":"https:\/\/alleaugenblicke.de\/?p=4222"},"modified":"2019-01-18T10:40:45","modified_gmt":"2019-01-18T09:40:45","slug":"was-vivian-uns-erzaehlt","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/alleaugenblicke.de\/was-vivian-uns-erzaehlt\/","title":{"rendered":"Was Vivian uns erz\u00e4hlt"},"content":{"rendered":"\n

Man stelle sich folgendes vor: Wir fotografieren so ziemlich genau ein ganzes Leben lang. Jeden Tag machen wir Aufnahmen. Stellen wir uns weiter vor, wir benutzen daf\u00fcr eine kleine spiegellose Kamera. Das macht die Vorstellung einfacher. Wir haben sie immer dabei, fotografieren und dokumentieren die Welt, in der wir uns bewegen: Menschen, Umgebung, Landschaft, unsere Stadt, Licht und Schatten, geometrische Figuren, die unsere Umwelt uns in den Weg legt. Unseren Alltag eben. Und immer wieder Selbstportraits: Uns selbst in Schaufensterscheiben, als Schatten am Boden, als Spiegelung auf gl\u00e4nzenden Fl\u00e4chen. Jeden Tag…. sagen wir 30 Fotos.<\/p>\n\n\n\n

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Wir entwickeln aber nur einen kleinen Teil der Fotos. Den Rest lassen wir auf den Speicherkarten. Sind die voll, sammeln wir sie in daf\u00fcr geeigneten Beh\u00e4ltnissen, wie Dosen, Schachteln etc. (Das gleiche machen wir mit Zeitungsartikeln, ganzen Zeitschriften, Briefen, Rechnungen). Die gro\u00dfe Mehrzahl der Fotos auf den digitalen Speichern aber schauen wir uns nicht einmal an. WIR ZEIGEN SIE NIEMANDEM (und wer vermag sich das heute \u00fcberhaupt vorzustellen?) . Nein, wir fotografieren nur. Jeden Tag, jede Woche, jeden Monat. Unser Tun ist beinahe manisch. Im Verlauf von \u00fcber 30 Jahren kommen auf diese Art und Weise mehrere hunderttausend Fotos zusammen. Still, unbemerkt, ungesehen.<\/p>\n\n\n\n

So machte es Vivian Meier. Soweit kennen wir diese Geschichte. Doch was wissen wir sonst von dieser Frau? Kaum mehr als Oberfl\u00e4chlichkeiten: Lebensstationen, Beruf, Arbeitsorte, Geburts- und Todesjahr. Vieles davon l\u00e4\u00dft sich in diesem Buch nachlesen. <\/p>\n\n\n\n

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Was aber erz\u00e4hlt uns Vivian damit? Was sagt uns dieses Leben \u00fcber sie und ihre Fotografie? Und was sagt es uns, die wir auch fotografieren? Mit welcher Aufmerksamkeit hast diese Frau Ihre Welt betrachtet; wie wunderbar sind ihre Fotos komponiert (und wie anspruchsvoll ist das aufgrund des 6×6 Formats der meisten Fotos?) Es lohnt sich, einen Moment bei diesen (und anderen) Fragen zu verweilen, die Fotos zu studieren, die Texte (lesenswerte Vorworte im o.g. Buch) zu lesen und nach der einen oder anderen m\u00f6glichen Antwort zu suchen. Welche K\u00e4mpfe hat sie wohl mit sich und der Welt ausgetragen? Wo sah sie sich selbst in dieser Welt? Und wo die anderen? <\/p>\n\n\n\n

In einer Zeit, in der uns viel zu oft alle Fragen beantwortet werden (sogar ohne sie \u00fcberhaupt gestellt zu haben) und so nichts unbeantwortet bleibt, haben Leerstellen wie die des Lebens dieser Frau was Wohltuendes. Die Besch\u00e4ftigung mit den Fragen, die dieses Leben und die fotografischen Arbeiten Vivian Meiers aufwerfen, f\u00fchrt im besten Fall auch zur Besch\u00e4ftigung mit sich selbst, seiner Arbeit und seinem Leben. Und das lohnt sich immer. <\/p>\n\n\n\n

PS: Nein, dieser Beitrag ist keine Werbung f\u00fcr das Buch. Auch wenn ich es sehr mag. – Alles ist wie immer ohne Bezahlung. <\/p>\n\n\n\n

PSS: Die Fotos dieses Beitrages sind im Gasometer in Pforzheim entstanden. Dort l\u00e4uft die Ausstellung eines 360 Grad Panoramas des Great Barrier Riffs von dem K\u00fcnstler Yadegar Asisi. Sehr sehenswert! <\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Man stelle sich folgendes vor: Wir fotografieren so ziemlich genau ein ganzes Leben lang. Jeden Tag machen wir Aufnahmen. Stellen wir uns weiter vor, wir…<\/p>\n