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Auf eine kurze Story

Denken, social media, storytelling

Nie das Erwartbare.  

Ihr wisst es: Ich mag Roger Willemsen. Immer noch, immer wieder und oft denke ich, immer mehr. Seine Worte begleiten mich im erwartbaren Alltag. 

An ihn denke ich die Tage. Während ich lustlos und stellenweise gelangweilt durch den Instagram-Stream blättere, gehen mir die klugen Betrachtungen in seinen letzten Manuskripten „Wer wir waren“  durch den Kopf. Und ich überlege angesichts der zahlreich sprudelnden, jedoch oft spröden und uninspirierten „Insta-stories“ (man nehme auch gerne die stories aus fb), an seine Anmerkungen über „Datenhalden“ oder über „durch Abwesenheit vertane Existenzen“: Anmerkungen zu unserem Zeitalter aus der Sicht eines Nachgeborenen, der eben darüber sinniert „wer wir waren“. 

Denken, social media, storytelling

So was in der Art geht mir mitunter auch durch den Kopf, wenn ich mir die vielen kleinen und oft einsparbaren Geschichten des Alltags der von mit abonnierten Profile anschaue: „Was die sich trauen“, denke ich mir, und: „was wird man über uns denken, später,…. wenn wir mal nicht mehr sind,…. wenn das Klima sich endgültig gewandelt hat und wir wieder zu Fuß gehen“ Also viel später, in weiter Ferne. Oder vielleicht auch viel früher. 

Vielleicht wird sich dann später (oder früher) auch manch Nachgeborener fragen, warum uns Masse, Menge (ich denke an die Fotos) und Konsum so wichtig waren und Qualität (ich denke an die im Verhältnis zur Masse so wenigen Fotos) so unwichtig?

Also Qualität nicht im technischen Sinne…. Qualität an Inhalt. 

Denken, social media, storytelling  

Ich bin sicher: Schnell wird der Nachgeborene feststellen, dass es gar nicht um Inhalte und Qualität (ich spreche noch immer von Fotos) ging, damals in den ersten beiden Dekaden des 21ten Jahrhunderts. Er wird vielmehr konstatieren, dass wir und alle  promiskuitiv machten, getrieben vom Zwang, unsere eigene Marke ständig und immer wieder unter die Leute zu bringen. 

Social media als Bühne für den Jahrmarkt der Eitelkeiten. 

Eitel und konsumierend. So werden wir auch gewesen sein.  

Denken, social media, storytelling  

 

12 Kommentare

  1. HF

    Zu den im Artikel angesprochenen Publikationsjunkies fällt mir folgender Spruch ein (Urheber ist mir leider nicht mehr präsent):
    „Gesegnet sei der, der nichts zu sagen hat und trotzdem schweigt!“
    In diesem Sinne viele Grüße,
    HF

    • AlleAugenblicke

      Was ein wunderschöner Spruch! Und wie richtig!
      Ganz liebe Grüße
      Werner

  2. Danke Werner, für die kurzen Zeilen zu einem wichtigen Thema und für die Erinnerung an Roger Willemsen. Wie schrieb Roger Willemsen so treffend: „Der Sinn besteht darin, die gegebene Frist sinnvoll zu nutzen. Nicht nur Spaß zu haben.“ Er fehlt! Vielleicht als Ergänzung ist seine Dresdner Rede 2014, über „Die Kultur des Engagements“, nach wie vor zu empfehlen.
    Man fühlt sich u.a. an Neil Postman erinnert („Wir amüsieren uns zu Tode“) . Heute geht es mehr und mehr um Konsum in allen Bereichen. Und Qualität wird in die Breite getreten und dadurch nicht besser, sondern verwässerter, aber leichter konsumierbarer. Vor kurzem traf ich jemanden der in einer Einrichtung arbeitet, die u.a. auch Internetsucht behandelt. Dort sind nicht nur junge Menschen, sondern Menschen aller Jahrgänge und es werden mehr, so seine Beobachtung.
    Ich nehme mir meine Auszeiten, habe meine Social Media-Aktivitäten herunter gefahren, weil ich nicht das Bedürfnis habe permanent präsent zu sein. Insgesamt befinden wir uns im Wandel und es wird noch einige Zeit dauern, bis man erkennen kann wohin die Reise gehen wird. Behalten wir uns dennoch den Humor, bleiben neugierig und gedanklich reflektierend und setzen uns vom Mainstream ein klein bisschen ab.
    Liebe Grüße,
    Stefan

    • AlleAugenblicke

      Danke, Stefan.
      Ja, so sollten wir es machen. Vor allem den Humor (und den eigenen Verstand) nicht verlieren 🙂
      Ganz liebe Grüße,
      Werner

  3. gedanken, die ich immer wieder denke, aber nicht in solche worte hätte fassen können. ein thema, das mich aus einer anderen perspektive die letzten tage wieder besonders bewegt hat. nach den aufnahmen am ende von „bohemian rhapsody“ vom live aid 1985, mit dem artikel im hinterkopf „ein künstler wie freddie mercury wäre heutzutage nicht mehr möglich“. soviel emotion schwingt da, die sich aus so vielen facetten zusammensetzt und irgendwie vor allem die frage aufwirft: wer sind wir heute, was macht uns aus, was wird von uns bleiben, was davon sind die „guten alten Zeiten“ der Zukunft?

    • AlleAugenblicke

      Freddy Mercury war eine herausragende Persönlichkeit: Er wird bleiben und uns und auch zukünftigen Generationen Freude bereiten. Ob er heutzutage noch möglich wäre? Ich weiß es nicht.
      Aber: Wer werden wir gewesen sein? Eines Tages? Spannende Frage, auf die wir heute Einfluss nehmen könnten, wenn wir denn wollten.
      Lg,
      Werner

  4. sehr Gedanken anregender Beitrag. Und so suchen wir alle unseren Platz und Raum, dort, wo schon so viele andere vor uns waren und sind, um in diesem Leben bestehen zu können

    • AlleAugenblicke

      Danke, Annette. Dein Gedanke ist auch sehr anregend. Ich lasse ihn mir auf der Zunge zergehen.
      Lg,
      Werner

  5. Stefanie Schulte-Rolfes

    Lieber Werner, ich fand seinen Essay “ Wer wir waren“ sehr düster. Er hat ihn ja nicht fertig geschrieben und Posthum seine Gedanken zu veröffentlichen fand ich schon schwierig. Er war ein großer Nachdenker und auch ein Moralist. Ich mochte seine Sendung : Willemsen legt auf! Auf NDR Kultur. Iris Radisch Beschreibung finde ich gut: https://www.zeit.de/2016/51/roger-willemsen-wer-wir-waren Die Fotos zum Thema von dir sind super. Weite, Stille, Wetter und Menschen. Schön.

  6. Christina

    Seien wir zuversichtlich und schauen nach vorn, jede Zeit hat ihre Helden für“uns“ … Danke für Deinen Beitrag, meine Gedanken schweifen…

  7. Bludgeon

    Hm. Sind wir promiskuitiv – oder doch nur einsam? Weil uns öder Smalltalk nicht reicht, tiefgründiger aber niemand (mehr) zuhören will?

    Schöne Fotos.

    • AlleAugenblicke

      Danke.. Ja vielleicht sind wir auch einsam. Einsam unter den vielen anonymen Massen, die nur mehr reden, aber nichts mehr sagen.
      Vielen Dank für deine Gedanken!
      Lg,
      Werner

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