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Eine Zeit für Jedermann

„Es ist ein entscheidender Unterschied, ob Menschen sich zu anderen als Zuschauer verhalten können, oder ob sie immer Mitleidende, Mitfreudige, Mitschuldige sind: diese sind die eigentlich Lebenden.“

Hugo von Hofmannsthal

Keine Zitate und Sinnsprüche mehr: Sagte ich mir. Nur noch dieses eine. Vielleicht.

Die undifferenzierte Verwendung von Zitaten und Sinnsprüchen waren mir schon immer suspekt. Nein falsch: nicht schon immer. Eher: seitdem das Netz uns mit Sprüchen überschwemmt. Und erst recht, seitdem jeder jeden Ausspruch von Jedem für jeden (nämlich seinen) Zweck missbraucht. So nämlich wird etwas Wertvolles zur Ramschware, die auf dem Jahrmarkt der Meinungen zum Schleuderpreis verhökert wird.

So wird heuer (sorry, der Aufenthalt in Österreich hinterlässt Spuren) eine Sophie Scholl plötzlich zur Fürsprecherin (auf)rechter Bürger. Und diese schämen sich auch nicht, sich dreist bei Brecht, Schiller und den vielen anderen zu bedienen, die für Weltoffenheit, Toleranz und/oder Widerstand stehen. Mir graust es und meine wenigen Haare stehen zu Berge. Überhaupt: alle die so vehement die Meinungsfreiheit in Maskenzeiten glauben verteidigen zu müssen, erschrecken mich mit stets aufs Neue in der Wahl ihrer Worte und Zitate: Wie Fahnen werden sie stolz gehisst und vor sich her getragen. Gestattet sei die Frage: „Was erlaubt Ihr Euch?“ Erlaubt sei die Aussage: „Ihr widert mich an!“

Doch davon soll (eigentlich) keine Rede sein. (Und doch muss davon geredet werden. Immer wieder. Und je dreister sich an Worten bedient wird, desto lauter und öfter muss davon die Rede sein).

Hier soll es um einige Tage im Salzburger Land gehen. Genauer: die Gegend um Bad Gastein. Ein kauziger Ort: ein wenig morbide aber mit dem Schmäh, hinter dem sich nur zu gerne Lifestyle verbirgt.

Und wenn man schon mal dort ist, ist auch der Weg nach Salzburg nicht weit. Der Ort der Festspiele. Der Ort des „Jedermann“. Das Spiel vom „Sterben des reichen Mannes“. In diesem Jahr ein Schauspiel mit besonderer Bedeutung und Bezug zur Realität. Wenn man den Bezug sehen will und kann.

Aber tatsächlich gibt es dort auch alles, was man im Sommer in Österreich erwarten darf: Berge, Wanderungen, gutes Essen uns Trinken und einen weiten Himmel. Und auch der erweitert unseren Horizont.

8 Kommentare

  1. Lieber Werner,

    wohl wahr, es ist so eine Sache mit den Zitaten. Erstmals nervig aufgefallen ist mir das vor Jahren mit dem Begriff „Carpe diem!“ Das stand auf allem Möglichen drauf, und wurde selbst auf Geburtstagskarten verewigt und von Leuten verbraucht und missgedeutet, denen der eigentliche Inhalt zu leben gar nicht möglich war.

    Die (auf-)rechten Minderheiten haben ganz klar ein Problem. Ohne eigene Werte und lebensbejahende Inhalte bleibt nur übrig, Zitate anderer zu nutzen und sich eben nicht nur verbal in deren Welten auszutoben.
    Doch dazu gibt es ein „Anders“. Wir dürfen uns nicht darüber erheben, oder die Welt in gut und böse teilen, annehmend, zu den Guten zu gehören. Wir tragen alle Anlagen in uns. Denn ohne den eigenen dunklen Teil in uns könnten wir den hellen nie wertschätzen. Es gilt, wachsam zu sein, und bei uns selbst dafür sensibel zu bleiben, ob wir Dinge aus Kalkül, oder aus Liebe tun. Es braucht Zeit, Geduld und Kraft, doch ich bin mir sicher, zweiteres trägt zum guten Schluß die wahren Früchte. Deine Beiträge sind da ein ansteckender Tel davon!

    Herzlich, Dirk

    • AlleAugenblicke

      Danke Dirk. – Ich weiß, wir sind uns in unseren Gedanken nahe. Es tut auch gut zu wissen, nicht „alleine“ zu sein. Ich bin auch weit davon entfernt, Menschen mit anderer Meinung oder Haltung zu verdammen oder sie zu schlechten Menschen zu machen. Basis aber ist und bleibt immer die Gesprächs- und Kommunikationsbereitschaft. Und die scheint mir allerdings immer öfter verloren zu gehen. Das ist eine bedauerliche Entwicklung.
      Aber: Love is the answer. –
      Ganz liebe Grüße,
      Werner

  2. Das Eingangsbild mit der Maske ist Satire vom Feinsten. Sehr schön arrangiert ?

    LG Bernhard

    • AlleAugenblicke

      Vielen Dank, Bernhard. Ich fand es auch sehr passend.
      Liebe Grüße,
      Werner

  3. Lieber Werner,

    dein Text und der Kommentar von Dirk wirken noch nach. Deine Bilder gefallen mir sehr gut. Die Motive und diese tollen Farben, in den Schwarzweißen die satten Kontraste.

    Liebe Grüße, Conny

    • AlleAugenblicke

      Danke, Conny. Mich bewegt gerade so vieles… Ich weiß gar nicht wohin damit.
      Liebe Grüße und bis bald
      Werner

  4. tolle lichtstimmung auf den bildern. und mit den zitaten geht es mir gewissermaßen ähnlich, auch wenn ich mich grade auf instagram gern daran bediene, vor allem aus songtexten, jedoch immer mit bedacht – was es nicht immer besser macht.
    wer sich aktuell woran bedient… das ist schon fast eine art sport geworden. geflügelte worte von menschen zweckzuentfremden. ja das internet, einst irgendwie der ort für all jene und all das, was in der realität keinen platz gefunden hat, hat sich an vielen ecken zur hässlichsten fratze ins gegenteil verzogen. manchmal vermisse ich die „guten alten zeiten“ des web 2.0

    den jedermann hab ich noch nie gesehen, eine schande, oder? sollte ich wohl endlich mal auf meine liste schreiben…

    • AlleAugenblicke

      Ich lese deine Beiträge auf Insta relativ regelmäßig. Was dich unterscheidet: Deine Zitate haben unmittelbar was mit dir zu tun, Paleica. Du lässt uns Zuschauer dadurch ein wenig an deinem Leben (Seelenleben) teilnehmen. Das empfinde ich als authentisch und ehrlich. Es ist eben kein Zweck, sondern eine Beschreibung von dir im Moment des Schreibens. Und das ist schön.
      Liebe Grüße,
      Werner

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