Manchmal ist es einfach so…
… dann sehe ich die schwarzen, stets gewienerten schwarzen Schuhe meines Vaters im Flur in der Wohnung meiner Eltern. Sie stehen akkurat ausgerichtet, der Linke exakt parallel zum Rechten, die Schnürsenkel sauber im Schuh steckend. Sie sehen ein wenig verloren aus, dort im Flur, fast so als gehörten sie nicht dorthin. Ich sehe sie dort so deutlich, als sei stünden sie noch heute dort: 50 Jahre später. Ich meine sogar, den Geruch der Schuhcreme wahrzunehmen. Mein Vater ist mir ansonsten nicht als besonders akkurat oder pedantisch in Erinnerung. Aber die Schuhe…
… oder ich sehe die Kittelschürze meiner Mutter am Haken hängen: Weiß, ärmellos, 100 % Chemie, die Taschen bunt abgesetzt. Die Schürze hing immer nur dort, wenn meine Mutter nicht zu Hause war. Betrat sie aber die Wohnung, war ihr erster Griff zur Schürze. Diese Schürze: so unscheinbar und doch im Leben meiner Mutter wohl so bedeutend.
Ja, so ist das manchmal. Oft von einer Minute zur anderen. Ausgelöst durch ein Foto, ein Satz in einem Buch, ein Gespräch, ein Geruch, ein Musikstück. Das sind wunderbare Momente, in denen sich in mir etwas öffnet: Dann der Griff zur Kamera und den Moment genutzt: gnadenlos melancholisch, die Engel singen leise „Hallelujah“. Die richtige Gefühlslage um zu fotografieren. So wie am Abend an dem die Fotos dieses Beitrags entstanden sind. Ein Abend voller wunderbarer Erinnerungen im Frühjahr in Hannover.
Denn für mich ist Fotografie Gefühl und nicht der supergeile Autofokus und die Millionen Megapixel. Aber das wisst Ihr ja schon.
Was war noch? Ach ja: Danke an den wirklich schönen Abend mit Euch, liebe Klasse 10a! Ihr wart großartig. Ein Abend voller Gefühl und Erinnerungen.
Und: hört mal rein: Fortuna Ehrenfeld… Wunderbar schräg. Ich mag`s! (Nein, und auch das ist keine Werbung, nur eine reine kostenlose Hörempfehlung)