Lost in translation ist ein wunderbarer Film. Das ist keine wirkliche Neuigkeit: Immerhin ist der Film aus dem Jahr 2003 und nahezu alle Kritiker sind früher oder später zu einem positiven Urteil über diesen Film gelangt. Doch muss auch ich es einmal sagen, hier im Grau zwischen Spätsommer, Herbst und Advent, einer Zeit also, die sich nicht so recht entscheiden mag, was sie sein will und in der Schwebe bleibt.  Auch der Film schwebt in einem Niemandsland: fast greifbar sind Jetlag, das Verlorensein in einer fremden Kultur und die zarte Freundschaft zwischen  Charlotte und Bob. Alles bleibt in der Schwebe, alle wirken verloren und niemals läuft irgendwas Gefahr in den Kitsch abzurutschen. Und dann: die Farben, die Bilder. Alles zusammen entfaltet eine Kraft, ohne auch nur annähernd kraftvoll sein zu wollen.
Man geht auch in der Realität verloren und verbleibt in der Schwebe, wenn es auf immer wieder gestellte Fragen keine Antworten gibt und allgemeines Schulterzucken zur Dauergeste wird. Je drängender die Fragen, desto verlorener fühlt man sich. Unsere Zeit hat ohne Zweifel viele drängende Fragen und viel zu wenige Antworten.   Nicht nur, dass es keine Antworten zu geben scheint, nein, wir gehen offensichtlich auch mit Ahnungslosigkeit in ein offensiv gelebtes „Go-Live“. Es werden allüberall Nebelkerzen gezündet und die vielen als Worthülsen getarnten Dampfplaudereien lassen uns nach und nach und Stück für Stück verloren gehen: Lost in society.
Wir alle bleiben in der Schwebe. Aber im Unterschied zu der Sofia Coppola-Produktion, ist dies hier kein Film. Das ist echt.
Im Film hatte Charlotte Bob und Bob hatte Charlotte. Gemeinsam fanden sie – wenigstens stundenweise – Trost. Wen aber haben wir? Ja, werden viele jetzt sagen, wir haben unsere Partner und Freunde, wir haben eine Schulter, an die wir uns lehnen können. Aber ehrlich: wird uns das reichen? Lost in translation endet nach 97 Minuten. Aber was ist mit uns?
Irgendwie lustig, dass du fast zeitgleich mit mir diese Referenz in einen Beitrag einbaust. Auch wenn ich es nur als Titel gewählt habe, das Gefühl ist wohl das gleiche.
Ich habe den Film früher nicht verstanden, auch den Hype darum nicht – das kam erst mit der Zeit. Wie so eine Sickerpointe… hat es gedauert, aber dann hat er sich festgesetzt in mir und bleibt.
Ja, was ist mit uns? Ich weiß es nicht.
Ist es angemessen, das als Realität zu bezeichnen, was keine Antworten zu geben scheint, zu haben scheint? Antworten muss es aber geben, sonst würden wir nicht fragen. Meist suchen wir am falschen Ort, und oft wollen wir mit unseren Fragen gar keine Antwort, sondern nur den Standpunkt der Frage bekräftigen.
Mit hat der Film sehr gut gefallen, beide Schauspieler waren perfekt für diesen Film.