Regen. Nach langer Zeit wieder einmal. Und auch Temperaturen deutlich unter 20 Grad. Auch nach langer Zeit wieder einmal. Der Herbst ist da, denke ich, und ändere bei diesem Gedanken meine Pläne, lasse das Fahrrad stehen und mache mich zu Fuß auf den Weg: Zum Grau des Himmels passt ein Besuch im Stasi-Museum. Der war nicht geplant, liegt aber irgendwie auf dem Weg.
Man kennt sie, die Bilder aus diesem Museum:Oft gesehen in den vergangenen 26 Jahren. Sie sind Bestandteil unseres kollektiven Gedächtnisses geworden.
Still ist es hier, obwohl etliche Besucher in den Fluren und Räumen in diese so eigene und merkwürdig anmutende Welt eintauchen. Niederländisch, englisch, und spanisch höre ich. Überall wird in kleinen Gruppen diskutiert, hier und da über skurrile Dinge gelacht. Und doch: Alles in einer eigentümlichen Stille und Ruhe. Dieser Ort irritiert. Er ist in seiner Banalität verstörend. Die schweren, dunklen Möbel auf der „Mielke-Etage“. Ebenso heimelig wie unheimlich. Die Banalität des Bösen – irgendwie treffen diese Worte Hannah Arends auch hier.
Am Fernseher habe ich damals mit großer Spannung die Ereignisse im Herbst 1989 verfolgt. Ich habe gesehen, wie die Menschen Anfang 1990 die Stasi Zentrale belagert haben: Hier an diesem Ort wird es für mich wieder lebendig. Zum Anfassen nah. Meine Erinnerung wird wach. Man muss diesen Komplex gesehen haben. Plattenbau reiht sich an Plattenbau, eine kleine Stadt für sich. Über 7.000 Menschen haben hier gearbeitet. Woran haben sie geglaubt?
Ich will und vermag kein Urteil über diese Menschen treffen. Wer weiß, wie es einem selbst ergangen wäre, wenn er in diesem Staat gelebt hätte? Dabei denke ich auch an die Zentrale des BND -kaum vier Kilometer Luftlinie von diesem Ort entfernt. Man schaue sich Fotos dieses Komplexes an und frage sich, was dort viertausend Mitarbeiter so täglich machen. Und wer weiß schon, ob sich kommende Generationen nicht auch fragen werden, wie man das zulassen konnte. Alles natürlich im Namen der Freiheit und zum Schutz der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.
Vor dem Museum ist derzeit eine Ausstellung über den Weg zur deutschen Einheit zu sehen. Sie erinnert mich daran, dass unsere Freiheit, eine weltoffene und pluralistische Gesellschaft etwas Großes ist. Dafür einzutreten und sie zu bewahren ist wichtig. Gerade angesichts der vielen engstirnigen, wutbesetzen und oft kleinkarierten nationalistischen Bestrebungen.
Ich brauche keine neue Leitkultur. Ich brauche Freiheit.
Orte, wie dieser in der Normannenstraße in Berlin sind wichtig, Hier kann man sich wieder neu orientieren, wenn wir mal wieder glauben, uns gehe es schlecht oder das Leben meint es nicht gut mit uns. So oder so ist das Leben: Bei uns aber in Frieden und Freiheit
Passend zum Feiertag – sehr gut der Link zum BND.
Die Fotos 2, 3 und 4 könnten zu vielen Büros der 70ger/80iger Jahre passen und zeigen eindrucksvoll die Banalität!
Schönen Feiertag noch und LG, HF
AlleAugenblicke
Das stimmt. Aus der Einrichtung dampft auch die Stickigkeit des deutschen Bürgertums der Siebziger: Egal ob Ost oder West.
Lg,
Werner
Ein guter und passender Post an diesem Tag. Auch dies ein Stück deutscher Geschichte, die niemals vergessen werden darf! Das Museum möchte ich mir auch ansehen. Zum BND-Gebäudekomplex frage ich mich, was für ein Signal so ein Koloss ausstrahlt.
LG, Conny
AlleAugenblicke
Hallo Conny,
wenn du dir irgendwann mal die Stasi zur Gemüte führst, vergiss nicht, dann hinterher auch den BND Komplex anzuschauen. Die Fragen ergeben sich dann von allein.. 🙂
Lg,
Werner
Passend zum heutigen Tag ein sehr guter Foto-Text-Beitrag gegen das Vergessen für Frieden und Freiheit. „Alles in einer eigentümlichen Stille und Ruhe. Dieser Ort irritiert. Er ist in seiner Banalität verstörend.“ Das ist sehr treffend ausgedrückt. Als Ergänzung fällt mir ein, dass es einem Fotografen erlaubt wurde im alten BND-Gebäude in Pullach zu fotografieren. Er entschied sich die Aufnahmen in der Nacht zu machen. Unheimlich: https://www.freelens.com/news/unheimlich-der-bundesnachrichtendienst-1956-2016/
Liebe Grüße,
Stefan
AlleAugenblicke
Danke für den Link… Eine Ausstellung, die ich wirklich gerne gesehen hätte. Echt verstörend.
Lg,
Werner
Moin Werner,
es ist gerade 2 Wochen her, als ich das Grenzlandmuseum Eichsfeld besucht habe. Ein ähnlich beklemmender Ort und man wurde sofort daran erinnert, daß die Freiheit, die wir heute genießen dürfen für einen Teil Deutschlands nicht selbstverständlich war. Aber die Leute scheinen vergessen zu haben, was ein Zaun, eine Grenze, bedeuten kann. Danke für diesen eindringlichen Beitrag. Falls es mich mal nach Berlin verschlägt, werde ich mir das Museum auf jeden Fall anschauen.
LG kiki
AlleAugenblicke
Moin Kiki,
was mich immer wieder besonders irritiert, ist die Banalität, mit der überwacht und gegängelt wurde. Das ist so bieder, wie das typisch deutsche Wohnzimmer. Offenbar kann man sich gut damit arrangieren.
Lg,
Werner
Ich vermute mal, daß eben diese Banalität ihre Tarnung war. Jeder wußte daß es sie gab. Sie waren Bestandteil des Lebens in diesem Staat. Stellt sich die Frage, ob es heute anders ist? In Zeiten unserer heutigen Kommunikation mit Smartphone und Co. liefern wir diese Spuren sogar selber. Jeder weiß das, aber es ist eine Selbstverständlichkeit, daß wir diese Dinge in Gebrauch haben. Niemand wundert sich über Kameras in Kaufhäusern, ÖPNV aber öffentlichen Plätzen. Wozu auch diese Paranoia, denkt man sich.
Ich denke, es hat sich nichts geändert. Die Leute, die heute auf diese Banalität hinweisen, müssen nicht umsonst um ihre Existenz fürchten.
Oder hat es wirklich jemanden überrascht, daß selbst das Mobiltelefon Von Fr. Merkel überwacht wurde. Hatten die Verursacher ein schlechtes Gewissen? Nö!
LG kiki
Die Stimmung ist schon genial in deinen Bildern festgehalten. Das leicht Entsättigte schafft eine Authezität, die man mit den Bildern dieser Zeit verbindet. Trotzdem ist genug Intensität in den Brauntönen da, die einen die Bilder nicht wegschieben lassen. Man ist in der Szene drin, ob man will oder nicht. Echt gelungen.
AlleAugenblicke
Vielen Dank lieber Markus. So sollten die Fotos auch wirken…
Lg,
Werner
Passend zum Feiertag – sehr gut der Link zum BND.
Die Fotos 2, 3 und 4 könnten zu vielen Büros der 70ger/80iger Jahre passen und zeigen eindrucksvoll die Banalität!
Schönen Feiertag noch und LG, HF
Das stimmt. Aus der Einrichtung dampft auch die Stickigkeit des deutschen Bürgertums der Siebziger: Egal ob Ost oder West.
Lg,
Werner
Ein guter und passender Post an diesem Tag. Auch dies ein Stück deutscher Geschichte, die niemals vergessen werden darf! Das Museum möchte ich mir auch ansehen. Zum BND-Gebäudekomplex frage ich mich, was für ein Signal so ein Koloss ausstrahlt.
LG, Conny
Hallo Conny,
wenn du dir irgendwann mal die Stasi zur Gemüte führst, vergiss nicht, dann hinterher auch den BND Komplex anzuschauen. Die Fragen ergeben sich dann von allein.. 🙂
Lg,
Werner
Passend zum heutigen Tag ein sehr guter Foto-Text-Beitrag gegen das Vergessen für Frieden und Freiheit. „Alles in einer eigentümlichen Stille und Ruhe. Dieser Ort irritiert. Er ist in seiner Banalität verstörend.“ Das ist sehr treffend ausgedrückt. Als Ergänzung fällt mir ein, dass es einem Fotografen erlaubt wurde im alten BND-Gebäude in Pullach zu fotografieren. Er entschied sich die Aufnahmen in der Nacht zu machen. Unheimlich: https://www.freelens.com/news/unheimlich-der-bundesnachrichtendienst-1956-2016/
Liebe Grüße,
Stefan
Danke für den Link… Eine Ausstellung, die ich wirklich gerne gesehen hätte. Echt verstörend.
Lg,
Werner
Moin Werner,
es ist gerade 2 Wochen her, als ich das Grenzlandmuseum Eichsfeld besucht habe. Ein ähnlich beklemmender Ort und man wurde sofort daran erinnert, daß die Freiheit, die wir heute genießen dürfen für einen Teil Deutschlands nicht selbstverständlich war. Aber die Leute scheinen vergessen zu haben, was ein Zaun, eine Grenze, bedeuten kann. Danke für diesen eindringlichen Beitrag. Falls es mich mal nach Berlin verschlägt, werde ich mir das Museum auf jeden Fall anschauen.
LG kiki
Moin Kiki,
was mich immer wieder besonders irritiert, ist die Banalität, mit der überwacht und gegängelt wurde. Das ist so bieder, wie das typisch deutsche Wohnzimmer. Offenbar kann man sich gut damit arrangieren.
Lg,
Werner
Ich vermute mal, daß eben diese Banalität ihre Tarnung war. Jeder wußte daß es sie gab. Sie waren Bestandteil des Lebens in diesem Staat. Stellt sich die Frage, ob es heute anders ist? In Zeiten unserer heutigen Kommunikation mit Smartphone und Co. liefern wir diese Spuren sogar selber. Jeder weiß das, aber es ist eine Selbstverständlichkeit, daß wir diese Dinge in Gebrauch haben. Niemand wundert sich über Kameras in Kaufhäusern, ÖPNV aber öffentlichen Plätzen. Wozu auch diese Paranoia, denkt man sich.
Ich denke, es hat sich nichts geändert. Die Leute, die heute auf diese Banalität hinweisen, müssen nicht umsonst um ihre Existenz fürchten.
Oder hat es wirklich jemanden überrascht, daß selbst das Mobiltelefon Von Fr. Merkel überwacht wurde. Hatten die Verursacher ein schlechtes Gewissen? Nö!
LG kiki
Die Stimmung ist schon genial in deinen Bildern festgehalten. Das leicht Entsättigte schafft eine Authezität, die man mit den Bildern dieser Zeit verbindet. Trotzdem ist genug Intensität in den Brauntönen da, die einen die Bilder nicht wegschieben lassen. Man ist in der Szene drin, ob man will oder nicht. Echt gelungen.
Vielen Dank lieber Markus. So sollten die Fotos auch wirken…
Lg,
Werner