Das ist schön bei den Deutschen: Keiner ist so verrückt, dass er nicht noch einen Verrückteren fände, der ihn versteht
Heinrich Heine
Den Heine im Ohr wundert mich ja nichts mehr. … und doch hätte er wohl, schaute und hörte er sich heute um, Zweifel daran, ob er seine Aussage nicht zu kraftlos formuliert hat.
Ich will dem Krakeele, dem Geschrei, den Meinungen und Absurditäten da draußen in der Welt, nicht noch weitere Nahrung geben. Nach wie vor glaube ich an die Kraft der Leisen. Doch wühlt es mich auf , woran Menschen zu glauben fähig sind.
Das Gespräch als Grundlage für die Schaffung eines Konsenses: Offensichtlich nicht mehr gefragt. Selbst diejenigen, für die Kommunikation zum Geschäftsmodell gehört (gehören sollte) und sich dampfplaudernd vor jedes ihnen hingehaltenes Mikrofon begeben, scheinen bisweilen jede gesellschaftliche Verantwortung abgegeben zu haben und lieben vor allem sich selbst.
Hörenswert ist dazu dieses hier: SWR1 Leute . Eine halbe Stunde, die sich lohnt
Worte wie „Achtsamkeit“ und Wahrheit“ haben längst ihren Wert verloren: Sie sind besetzt und vereinnahmt worden von Esoterikern, wurden verramscht am Grabbeltisch sich täglich prostituierender Influencer und als Sonderangebote neoliberaler Denker ins Regal gestellt. Ich tue mich schwer mit ihnen.
Und doch ist die Achtsamkeit, die mich in #Off-Zeiten durch die Welt trägt. Immer wieder gibt es für Herz, Auge, Seele und Verstand viel zu entdecken. Auch wenn die Reisen, die wir machen können, uns gerade nicht weit weg tragen.
Und dort, ganz in der Nähe und doch in der Ferne, bin ich sprachlos.
Lieber Werner,
in Zeiten des Klimawandels sollten wir alle eh nicht traurig darüber sein, dass wir unseren Planeten gerade zwangsweise schonen ;-). Du findest auch in der Nähe schöne Motive, wie man immer wieder an deinen Bildern sieht.
Ja, auch ich bin sprachlos. Fassungslos. Entsetzt. Gestern habe ich sehr lange darüber nachgedacht. War es vielleicht gar nicht so schlecht, damals nur 3 Fernsehsender mit Nachtruhe zu haben? Als es das Internet noch nicht gab, haben wir Tageszeitungen und Magazine gelesen. Wir haben zur gleichen Zeit dieselben Reportagen gesehen und am nächsten Tag darüber gesprochen, auch gestritten. Es war eine Auseinandersetzung mit dem Gegenüber. In den Familien wurde noch lautstark über Politik gestritten. Heute ist alles so individuell, sehr bequem, jeder schaut, wann und was er will, da gibt es kaum noch Gemeinsamkeiten und keinen direkten Austausch mehr. Und die Filterblasen im Netz führen dazu, dass jeder Klick beeinflusst, was dir in Zukunft vorgeschlagen wird. Das führt quasi zu einer Verengung der Informationen und der Gleichgesinnten. Das Internet war die größte Chance für die Menschheit in Sachen Bildung und Information. Leider hat niemand voraussehen können, dass es auch eine große Gefahr in Sachen Verblödung werden könnte. Um den Bogen noch mal zum Fernsehen zu spannen: Ich bin auch sprachlos, wenn ich manchmal aus Versehen in eine Sendung wie Temptation Island zappe und nicht schnell genug weiterzappen kann. Sprachlos, dass sich Menschen das freiwillig anschauen, dass Menschen da freiwillig mitmachen. Ich dachte damals, Big Brother wäre ein Format, welches nach der 2. Folge wieder eingestampft werden würde, denn wer will sich das ansehen? Dschungelcamp u.s.w.. All das machte mich schon sprachlos. Ich kann es nicht wirklich in Worte fassen, aber ich glaube, dass es da einen Zusammenhang gibt. Manche Leute scheinen der Verdummung geradezu hinterherzulaufen. Und um es dann auszusprechen: Wer lauert jetzt auf die Verdummten? Die Rattenfänger begeben sich aus der Deckung und flöten schon jetzt ziemlich laut. Das macht mir Angst.
Liebe Grüße
Conny
Ich teile vieler deiner Aussagen. Das Netz ist dabei nicht nur Informationsquelle, sondern eben auch ein „Sender“ für Jedermann geworden: Jeder kann dort seine Meinung verkünden, kann schreien, schimpfen, meckern, so wie er es mag: Dadurch entsteht der Eindruck einer unglaublichen Lautstärke und das Gefühl, dass einige Haltungen mehrheitlich getragen werden. So wie auch bei den Meinungen zu den „Corona-Einschränkungen“. Ich glaubte bis zur veröffentlichten Statistik, dass eine Mehrheit die Maßnahmen ablehnt: Dabei ist das Gegenteil der Fall. Was zeigt, dass man der „Meinung im Netz“ nicht so viel Raum geben darf. Manche Social Media sind einfach keine guten Orte und längst „gekapert“ von (freien) Medien und Organisationen, die ihre eigenen politischen Zwecke verfolgen.
Und die „Trash-Formate“ in den Billig-Sendern… Daran darf ich gar nicht denken. Tue ich es doch, dann wird mir übel. Wo ist der Verstand geblieben?
Liebe Grüße,
Werner
lieber werner, ich hatte zu dem begriff achtsamkeit auch immer ein recht zwiespältiges verhältnis, das sich erst in den letzten monaten verändert hat, weil ich das prinzip dahinter ein bisschen freischaufeln konnte von all den seltsamen aufladungen, die für mich auch mit diesem begriff mitschwingen und es ist mir in dieser zeit sehr wichtig geworden.
Liebe Paleica,
Achtsamkeit ist ja nichts Schlechtes oder Negatives. – Ich empfinde nur eine große Vereinnahmung des Begriffes durch bestimmte Kreise einerseits, und eine breite Verwässerung des Inhalts von Achtsamkeit durch seine inflationäre Nutzung.
Wer sich in Achtsamkeit üben kann und darin Frieden und Freude empfindet: Wunderbar! – Das wünsche ich dir!
Liebe Grüße,
Werner
Irgendwo da ganz tief in jedem Einzelnen gibt es diese innere Stimme, die nie schweigt. Wir haben uns nur leider dahin manipulieren lassen, kaum mehr hinzuhören, um uns stattdessen nur noch auf Oberfläche konditionieren zu lassen. Aber auf die eigene, innere Stimme zu hören, ist der Urknall aller Achtsamkeit und Wahrheit, und sicherlich auch der Klang von uns selbst. Wer sich selbst nicht mehr hört, dem wird es auch niemals bei den Mitmenschen gelingen. Es wird echt Zeit, dem eigenen Klang wieder mehr Raum zu geben, und das Unbequeme aushalten zu wollen, denn Liebe und Würde entstehen nicht zufällig. Sie werden aus Mut gemacht.
Danke dir herzlich, Werner, für die kleinen, feinen Impulse!
Das ist wahr, lieber Dirk. Danke für deine Worte..
Liebe Grüße,
Werner
Das Foto mit den Rosen ist richtig schön!
Das Zitat passt wirklich perfekt zur Zeit! Besser könnte man es nicht treffen. ?
Das finde ich auch . Der Heine wusste schon, mit wem er es zu tun hat 🙂
Starke Fotos ! Das Haus gespiegelt im Gardinenfenster mit Blumen ist toll kitschig und man riecht quasi den Kleinstatdmief. Das Foto : BIN IM GARTEN , lässt vermuten, dass es zu diesem Briefkastenensemble gar keinen Garten geben kann ? ? vielleicht einen mit viel Rasen, das ja! Aber da beginnen schon wieder die Vorurteile, aber ich stehe dazu! Aber wer weiß was sich hintrem Haus verbirgt……vielleicht ein Garten der mit dem Besitzer oder der Besitzerin alt geworden ist…..uralt…solche Gärten sind ja selten geworden. Besonders beeindruckend ist das Foto von der Marienskulptur mit Jesus, dem großen Sohn, dem Mann, der wie ein Kind in den Armen seiner Mutter liegt und alles ist herabgefallen, die Blumen, die Hände das Leben und auch der Blick von Maria. So jedenfalls mein Eindruck. TROST TROST TROST braucht die Welt………
Liebe Grüße aus dem Dorf von Stefanie
Trost braucht die Welt… und nicht nur die. Was sind wir (grob gerastert, von oben auf alles geblickt) armselig geworden. Was hält uns Menschen und diesen Laden hier noch zusammen?
Liebe Grüße aus dem anderen Dorf
Werner
Die Welt ? Wovon reden wir da eigentlich? Mein Vater konnte dieses Gedicht auswendig und es hat mich immer getröstet:
Die große Welt? – Das kann ja alles sein!
Ich aber träume von den Bäumen,
Die vielgeliebt den kleinen Garten säumen,
Den blauen Tagen und von dir allein.
Ich wünsch mir niemals, dass mir was gelinge,
Und niemals, niemals, dass ich’s weiterbringe.
Ich möcht nichts werden. Ich will sein.
Wenn uns die reifen Früchte fallen
Sollst du sie nehmen – du allein.
In allen meinen Träumen – allen
Bist du mit mir – mit mir allein.
Die große Welt? – Das kann schon sein.
Guido Zernatto
(1903 – 1943), österr. Schriftsteller und Politiker
Wunderschön. Danke 🙂