Ja, da legt euch doch alle gehackt: Ihr Gute-Laune-Anpreiser, Ihr Lebensmotto-Rezept-Geber und Ihr Tschakka-Motivatoren! – Es reicht! Macht mal Pause und esst `n Snickers.
In den letzten Jahren sind sie alle aus dem Boden geschossen, wie Pilze im Buchenwald nach einem warmen Landregen im Spätsommer. Sie haben massenweise Bücher geschrieben, mit so tumben Titeln wie „simplify your life“ oder „einfach glücklich“. Sie haben ihre Autoren reich (und nicht immer glücklich) gemacht; die Remittenten und Restauflagen füllen nun meist die Grabbelkisten der Buchhandlungen und Rossmann-Filialen. Dabei haben alle diese Glückshormon-Anbeter irgendwann im letzten Jahrzehnt die Oberlehrer mit erhobenem Zeigefinger abgelöst. Auch die waren nervig. Stimmt. Aber im Gegensatz zur aktuellen Szene waren sie eine kleine Minderheit.
Und nun? Die Dauergrinser und Permanentoptimisten verfolgen uns mit ihren Wortgeschwülsten und ihren weisen Ratschlägen auf Schritt und Tritt. Man findet sie in allen sozialen Netzwerken, in Zeitungen und Zeitschriften, sie sitzen ihren Hintern in Talk-Shows im TV breit und verbreiten ihre Sprüche schon morgens gut gelaunt zwischen sechs und sieben im Frühstücksradio, während ich mich durch den Stau auf der Autobahn quäle. „Du musst nur die Perspektive ändern, positiv nach vorne schauen und alles wird gut“. Na klasse. Also dann. Toller Stau! Wieder Zeit im Büro gespart! WOW! Tschakka!
Die dauerhafte Berieselung mit abgelutschten weisen Tschakka-Motivations-Sprüchen ist dabei mindestens ebenso langweilig wie ein wochenlang ununterbrochen wolkenloser blauer Himmel: Irgendwie nett, aber dauerhaft fad. Und am Ende nervend: Wolken, wo seid ihr?
An alle Pseudotherapeuten da draußen in der Welt: Lasst es einfach gut sein. Es reicht. Hört bitte auf so zu tun, als sei alles nur ein leicht tänzelnder Ballettschritt. Für euch mag das so sein. Für euch, die Elite, die ihr das Glück hattet (ach nee, das habt ihr ja selbst in die Hand genommen..) mit Verstand gesegnet worden zu sein und die Voraussetzungen hattet, diesen Verstand benutzen zu können. Gerade deshalb, ignoriert nicht länger, dass es Gleichheit nur in der Theorie im Sozialismus gibt. Wer Menschen dauerhaft einreden will, sie könnten ihre Miseren selbst meistern, ignoriert die Vielfalt sozialer Strukturen.
Was das mit Fotografie zu tun hat? Auf den ersten Blick nichts. Doch ein wenig tiefer geschaut, dann doch eine ganze Menge. Auch in der Fotografie tummeln sie sich, diese Glückskekse und ziehen eine (oft) große Schar Gläubiger hinter sich her. Und diese folgen ihrem Guru. Soll so sein: Chacun à son gout.
Viele Bilder dieser Tschakkas sind schön. Und nur das. Tiefgang braucht Wesensvielfalt, braucht Lachen wie Weinen, braucht Glück wie Trauer. Gute Fotos brauchen Vielfalt.
Darauf ein Tschakka!
Anmerkung: Mein Beitragsfoto zeigt die ganze Dynamik des deutschen Spiels beim wunderbaren 1:0 gegen eine internationale Auswahl in der Eilenriede in Hannover 🙂
Wow! Nicht mehr und nicht weniger. Wow!
🙂
Hi Werner,
Klingt ein klein wenig nach einem sche.. Tag?! ☺
Kopf hoch und durch, bald ist Wochenende!
LG, Jörg
Moin Jörg,
nö… Der Beitrag ist nicht etwa spontan entstanden (wenn er sich auch so liest). Nein, das „Thema“ verfolgte mich sco einige Zeit. Jetzt war es soweit. Den Kopf halte ich dabei immer hoch 🙂 Danke für deine Aufmunterung.
Lg,
Werner
Klingt ein wenig nach Urlaubsreif? Halte durch. 🙂
Liebe Grüße, Gerd
Nee, dieser Beitrag hat mit Urlaubsreife so erst einmal nichts zu tun 🙂
Lg,
Werner
Wie sagt man da:“Gut gebrüllt, Löwe!“
Hallo Werner,
dein Beitrag spricht mir aus der Seele,manchmal sind ja aufmunternde Sprüche ganz hilfreich, aber ganz so einfach ist es dann doch nicht und ebensowenig kann man Negatives abwenden, indem man sich alles schönredet oder denkt, dass alles gut wird, wenn man nur optimistisch genug ist !
LG, Netty
P.S:: Dein Foto mag ich sehr !
Hallo Netty,
danke! So sehe ich das auch 🙂
Lg,
Werner
Deine Worte sind so treffend, sagen wir, sie sind ein absoluter Volltreffer. Applaus von meiner Seite und das nicht nur für die Worte 🙂
saludos Rue