Fotografie bietet uns die Versicherung, dass wir nicht vergessen werden
Annie Leibovitz, im Vorwort zu „Life in Photographs“ von Linda McCartney
Als 2017 alles anders wurde (siehe alle Beiträge dieses Blogs mit dem Suchbegriff „Dinge“) und dieses Anderswerden im November 2017 einen Ort bekam, blieben die Mengen an analogen Erinnerungen (Papierbilder in Mengen, alle auf Karton geklebt und in Ordner geheftet), in Kisten verpackt.
Ihre Zeit war noch nicht gekommen.
Aber nun drängte es. Irgendwie.
Mich schreckte zunächst der Gedanke, die Fülle an Fotos (weitgehend ohne Negative) zu scannen. Aber meine Ahnungslosigkeit war und ist dabei auch gewaltig. Also fragte ich mal einige Profis, was sie mir empfehlen würden…. (vielen Dank an dieser Stelle für die Hilfe und die aufgewendete Zeit)… doch waren alle Tipps so professionell, dass sie mir am Ende einfach zu weit gingen. Das meint in diesem Fall: ich wollte keinesfalls eine professionelle technische Aufwertung der Bilder, kein Aufpeppen des Korns, keine Korrekturen der Unschärfe.
Ich liebe das Unperfekte dieser Fotos. Es spricht von „Damals“, es ruft Gerüche und Erinnerungen hervor. Und es zeigt, wer wir waren und auch wer wir mal gewesen sein werden.
Dann also: einzelnes Scannen über den „Billig-Scanner“… Dann dauert es eben! EGAL! Ihr seid es wert: Ihr Fotos. Ihr Erinnerungen! Ihr Kids! Ihr Freunde!
Aufbruch in eine Zeitreise.
Was ist technische Perfektion gegen das Kribbeln im Bauch beim Erinnern?
Ja, sich erinnern ist auch die Suche nach sich selbst. Wer wir einmal waren, werden die Erinnerungen zeigen
Weißte noch damals?
Lieber Werner,
jau, das sind ganz tiefe, aber auch wunderbare Momente. Die Fotos sind ein ganzes Leben. Auszüge eines Songtexts von mir erlaube ich mir dir hierzulassen. Es ist mir spontan zu deinem Rückblick eingefallen ist. Er stammt allerdings schon von 1999…
„…Hab´sie wiederentdeckt, die alten Kartons, voller Kleinkram und Fotografien,
vergessen und vergilbt, 80er Jahre, ein erster Hauch Nostalgie,
Postkarten aus fernen Ländern, Fotos von euch und von mir,
in alten Klamotten und Wind in den Haaren,
nicht bang´ vor der nacht in den Morgen gefahren.
Einzelheiten, die ich fast schon vergass, auf ihrem Weg in die Unwichtigkeit,
berausche mich daran, und begebe mich dann auf den Weg in die Vergangenheit.
Sehe uns vor meinem geistigen Auge im bunten Kaleidoskop,
in alten Klamotten und Wind in den Haaren, nicht bang´ vor der Nacht
in den Morgen gefahren.
Nichts war tatsächlich unmöglich, tausend und eine Nacht,
wir haben Strassen zu unserem Zuhause, und Fremde zu Freunden gemacht.
Einem warmen Feuer ähnelnd, voller Glut, und doch abgebrannt,
in alten Klamotten und Wind in den Haaren,
nicht bang´ vor der Nacht in den Morgen gefahren…“
Danke Dirk. Toller Text… Von wem ist er?
Liebe Grüße,
Werner
….danke…von mir ?
Hallo,
Eine tolle Serie mit klasse Fotos. Sehr persönlich, das macht die Geschichte noch viel besser.
Ich habe meine Diasammlung 2013 aufgelöst. Tausende Dias sichten, aussortieren, scannen (lassen) und bearbeiten. Aber der Aufwand hat sich gelohnt.
Gruß Bernd
Ja, das lohnt sich meist: Dann liegt das eigene Leben vor einem!
Liebe Grüße,
Werner
Wunderbare Erinnerungen! Es wird Zeit, mal wieder in den alten Fotokisten zu stöbern… Liebe Grüße von Andrea
Danke, liebe Andrea.
Es lohnt sich meist… das Stöbern! Viel Spaß dabei!
Liebe Grüße,
Werner
Wundervoll. Ein ähnliches Projekt habe ich vor ein paar Jahren angefangen. Die alten Familienaufnahmen sind durch, Teilweise habe ich noch Fotos von meinen Großeltern aus den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts gefunden und trage mich schon länger mit dem Gedanken diese in einem Blogpost zu verwenden. Aber im Moment reicht da auch die LockDown-bedingte Zusatzzeit nicht zu aus.
Viele Grüße
Amaot
Das ist auch mein „Problem“: Es braucht Zeit alles zu sichten und dann zu digitalisieren…. Aber es ist und bleibt spannend, auf was man so alles auf dieser Spurensuche stößt.
Liebe Grüße,
Werner
Mein Vater hat damals als er in Rente gegangen ist alle ca. 9.000 Dias mit einem Scanner in den PC übertragen. Nicht immer mit der besten Qualität – da wäre mehr drin gewesen, wenn er sich mit der Software auseinander gesetzt hätte.
Konsequenterweise hat er die Dias danach direkt entsorgt.
Es bleiben 9.000 herlich unscharfe, falschfarbene, falsch belichtete Erinnerungen an unsere Familie – ein unglaublicher Fundus um sofort wieder in den Moment des „Klicks“ zurückzuspringen. Viele Momente waren aus meinem Gedächtnis verschwunden – bis ich nach seinem Tod ein Backup seiner Festplatte gezogen hatte und die Bilder durchgeblättert habe.
Es ist bemerkenswert wie sehr sich unser Gedächtnis mit einem Bild wieder aktivieren lässt.
Meine Kinder werden diese Bilder eher kalt lassen. Schade.
Du wirst lachen: Bei mir sind es gerade die Kinder (erwachsen), die diese Bilder nun „einfordern“: Sich erinnern wollen und sich die Frage stellen, wer sie sind: Diese alten Erinnerungen helfen ihnen.
Liebe Grüße,
Werner