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Bleiben Sie ruhig hier: Hier ist eine Komfortzone

Ein Plädoyer für mehr Gelassenheit. Auch in der Komfortzone.

Am Wochenende las ich es wieder: Angebote für Foto-Workshops, die unter anderem mit diesem Satz um Teilnehmer warben:

„Verlassen Sie ihre Komfortzone!“

Von diesem Satz wird ja zwischenzeitlich gerne (inflationär) Gebrauch gemacht. Es entspricht offenbar dem Zeitgeist, seine Komfortzone zu verlassen. Jedenfalls dann, wenn man ein Kreativer ist und die eigene Kreativität Anschub braucht. Dann – so jedenfalls der Marketingsprech – müssen wir raus: raus aus der Gemütlichkeit. Etwas neues, anderes tun. Die Perspektive wechseln, raus aus der Gemütlichkeit.

Aber warum eigentlich? Also ich fühle mich da wohl. Da ist es gemütlich, da darf ich sein. Da bin ich ich. Warum sollte ich da nun raus? – Die Erklärung wird uns aber auch geliefert: Wir wollen uns entwickeln, weiter kommen und daran hindert uns eine Region im Hirn – das limbische System. Das Schlüsselwort dabei ist „Angst“.

(Nein, keine Sorge:Es wird nicht wissenschaftlich. Wer mehr erfahren will, darf gerne seine  Suchmaschine im Netz benutzen).  

Die Komfortzone als Grund für mangelnde Kreativiät und / oder stagnierende Entwicklung (eines Fotografen, …. eines Malers, …. eines Managers…. ) hat Saison. Wir reden so viel darüber, dass im Umkehrschluss der, der seine Komfortzone pflegt, beinahe schon anrüchig wirkt: „… wie, du willst deine Komfortzone nicht verlassen?“, wird da die Lippe schürzend gefragt – Und schon zeichnen sich Falten des Zweifels auf der Stirn des so Fragenden ab.

Und wie immer, wenn etwas so stark auf der Trendwelle schwimmt, neige ich zur Skepsis. Etwas meldet sich in mir und läßt mich zweifeln….. Warum, so frage ich mich, soll ich diesen geschützten Raum, in dem ich mich wohl fühle, in dem ich mit Leidenschaft und Liebe etwas tue, freiwillig verlassen? Oder, um es konkret zu machen: Warum soll ich mich mit einem Genre der Fotografie beschäftigen, wenn mir dieses Genre nicht gefällt? – Oder anders herum: Interessiere ich mich für einen Bereich der Fotografie, den ich nicht beherrsche, dann entwickele ich diesen in meiner Komfortzone…. Denn dort wohnt meine Leidenschaft.

Warum soll es für einen Romanautor hilfreich sein, seine Komfortzone zu verlassen, und dort „draußen“ ein Sachbuch zu schreiben? Weil es die Kreativtät weckt? Hallo Zweifel…. Herzlich willkommen!

In Zeiten der Sinnentleerung durch Reduzierung auf die dicken Lettern von  Schlagzeilen, werden Menschen in der Komfortzone, zu leicht Adjektive wie „faul“, „bequem“ angehängt. Im Business wird man in seiner Komfortzone schnell zu einem Menschen mit mangelndem Ehrgeiz.

Das Verlassen der Komfortzone liegt im Trend. Mit ihm generiert man Umsatz. Auf der anderen Seite darf man sich damit rühmen.

Wie wäre es mal mit einem Trend von Bildung,  Selbstvertrauen und Gelassenheit? Kommt bestimmt, ganz sicher.

Ich freu mich drauf

Gelassenheit ist (m)ein gutes Mittel, um kreative Kräfte in mir zu wecken. Zum Beispiel auf einem langen Spaziergang am frühen Abend mit langen Blicken in den Hinmmel. Dort sind die Fotos in diesem Beitrag entstanden.

11 Kommentare

  1. Sabine

    Hallo Werner,
    ja – es wäre schön, wir könnten alle viel häufiger gelassen bleiben! Würde uns allen viel besser tun, als uns immer wieder aus der Komfortzone vertreiben zu lassen!
    Und dass man außerhalb der Komfortzone kreativer, ehrgeiziger oder was auch immer sein soll, halte ich für ein Gerücht. Ist nur ein Argument für immer mehr „schneller, effektiver, wirtschaflicher(?)“…
    Und wenn ich mein Hobby betreibe, dann nur in meiner Komfortzone 🙂
    Liebe Grüße,
    Sabine

    P.S.: Ich liebe Kühe 🙂

    • AlleAugenblicke

      Hallo Sabine,
      so gelassen sehe ich es auch. 🙂 Dir weiterhin sehr viel Spaß mit deiner Fotografie….
      Lg,
      Werner

  2. Das ch sehe das ganz entspannt und würde sagen wir bleiben wo wir uns wohlfühlen!
    Liebe Grüße, Jörg

  3. Raus aus der Komfortzone? Nein danke! Dafür habe ich zu lange gebraucht um sie passend für mein Leben einzurichten. Die Kuh hat da allerdings bestimmt eine andere Meinung. 😉

    LG, Gerd

  4. Hmmm, witzig – vor ein paar Monaten hat mich Conny für die Playdates aus der Komfortzone vertrieben – und auch wenn das manches mal echt schwer gefallen ist, ich denke, es hat doch auch meinen Horizont erweitert.
    Daher kann ich Dein Plädoyer einerseits schon richtig gut verstehen, immerhin ist das Fotografieren ja auch etwas, was ‚Komfort‘ im Sinne von Wohlbefinden und Zufriedenheit bringen soll/kann – aber so ab und zu finde ich es doch auch ganz gut, mal die Nase in ein anderes Sujet oder einfach auch mal ‚vor die Tür‘ zu stecken, wer weiß, vielleicht findet man ja auch etwas Spannendes und kann dann auch die Komfortzone erweitern?
    LG
    Katrin

    • AlleAugenblicke

      Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Mein Beitrag richtet sich in keinster Weise gegen kreativen Input und Austausch. Um Gottes Willen, bewahre. – Er richtet sich gegen einen Trend (oder schon Mainstream?), der uns glauben machen will, wir müssten uns Dingen widmen, die uns nicht liegen, um dabei aber unsere Kenntnisse zu erweitern. Ich will es deutlich machen: Muss ich z.B. Rugby spielen (auch dann wenn mein „Bauch“ mir sagt… „Nee, das ist nichts für mich“), nur weil mir jemand sagt: „Probiere es, komm raus aus deiner Bequemlichkeitsecke, es wird dir neuen Input geben?“ – Ich behaupte nein. Die Gefahr aber, dass diejenigen, die sich für ein Verweilen in dieser „Komfortzone“ entscheiden, mit negativen Attitüden belegt werden, ist groß.
      Darum geht es mir. Und mir geht es darum, Wortblasen (Konfortzone), die wie Huren durchs Netz gejagt werden, um damit Geld zu verdienen, ein wenig zu hinterfragen und auch zu entlarven. Ich glaube, Kreativität braucht keine Etiketten.
      Danke für deinen nachdenkenswerten Kommentar.
      Lg,
      Werner

      • Ich denke, es geht darum, das eigene Augenmaß und Gespür für ein gesundes Wechselspiel nicht zu verlernen. Es gibt Phasen, da verspürt man die Motivation oder wird, so wie Katrin schreibt, von jemandem motiviert, die Komfortzone verlassen, um sich weiter zu entwickeln. Zugleich ist es aber auch nicht schlimm, mal dort zu verweilen und sich dem zu widmen, was gerade gut ist. Innehalten und sich nicht von fremd auferlegten Trends durch’s Dorf treiben zu lassen.

      • Für mich liegt da wohl einer der Hemmschuhe: dass man für das was man entscheidet, be- und verurteilt wird.
        Wenn ich gerne bei dem bleibe, was ich gut kann und kenne, ist das doch genauso berechtigt, als wenn ich mal losziehe und mich auf etwas einlassen möchte, was mich unsicher macht.
        ( btw: da liegt ja auch gleich der zweite Hemmschuh ? warum bin ich da eigentlich unsicher, wer sagt denn, dass aus einem Versuch immer etwas ‚vorzeigbares‘ herauskommen muss?)
        Schön wäre es doch, wenn jeder das machen kann, wonach ihm ist, ohne dass er es begründen muss oder jemand aussenstehendes es wertet oder besser weiß?
        Ich muss es ja nicht gut finden, wenn einer sich gerne an Bewährtes hält, aber ich sollte es respektieren, als eine Entscheidung, die mich ehrlicherweise ja auch gar nichts angeht.
        So wie ich auch gerne Respekt hätte, wenn ich mich in Spielereien austobe, die am Ende außer ’so geht’s nicht‘ keine Ergebnisse gebracht haben.

        Wäre ein schönes Thema für ein Glas Wein und Bildbesprechungen ?
        LG
        Katrin

        • AlleAugenblicke

          Ja das Thema könnte auch mehrere Gläser Wein und viele gute Gespräche gebrauchen. Wenn ich dich richtig verstehe, dann geht es dir um Dinge wie Respekt und (Selbst-)vertrauen. – Beides „Werte“, an denen es uns als Gesellschaft hier und da mangelt. Die Fähgkeit, Dinge („Kunstwerke“) nicht sofort zu werten, sondern sie zu akzeptieren und in einen Dialog einzutreten, gehen uns mehr und mehr verloren (so empfinde ich das wenigstens und mache selbst keine Ausnahme). Wie schön ist es da doch, auf diesem Weg, den einen oder anderen zu treffen, der sich auf ein Gespräch einläßt.
          Danke, Katrin.
          Lg,
          Werner

  5. Hallo Werner, ich kann dir nur beipflichten.
    Bereits vor einiger Zeit las ich ein Buch mit dem Titel „Ich bleib so scheiße wie ich bin“. Nun bin ich zwar mit dem Inhalt des Buches an vielen Stellen nicht einer Meinung, denn die Autorin hat meiner Meinung nach etwas das Thema und den Ton verfehlt. Sehr wohl identifiziere ich mich aber mit der Kernbotschaft.
    Es geht darum, dass uns allerorten vermittelt wird, wir müssten uns ständig am Riemen reißen und optimieren. Und zwar in allen Bereichen. Durch die Flut an Ratgeberliteratur wird dieses Gefühl noch verstärkt. Wir müssen gesund essen, Dehnungsübungen und Fatburner-Gymnastik machen, ausreichend Flüssigkeit zu uns nehmen, meditieren, zweimal die Woche unsere Sprachkenntnisse in drei Fremdsprachen mittels Konversation mit Muttersprachlern verbessern, zig Fortbildungen und motiviert unseren Job machen, fortwährend Beziehungsarbeit leisten, uns Zeit für die Familie nehmen usw.
    Ich frage mich manchmal, wie das ein normaler Mensch alles schaffen soll. Die Gefahr liegt ja meiner Meinung nach auch darin, dass man mit dem ständigen Blick auf das, was sein soll, das Gefühl dafür verliert, was ist. Dafür, was jetzt gut ist. Genau so, wie es ist.
    Toller Beitrag! Danke dafür.

    • AlleAugenblicke

      Danke für deinen Kommentar. Die Gefahr, die du in deinen letzten Sätzen beschreibst sehe ich auch. Wir „verlernen“ im Hier und Jetzt zu verweilen und uns selbst zu vertrauen…. weil uns ständig jemand erzählt, wir müssen weiter…. Dabei ist es doch gut, wenn man in seiner „Komfortzone“ sich selbst vertrauen kann und die Kraft besitzt, auch mal die Dinge auf sich zukommen zu lassen.
      Lg,
      Werner

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