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Content bitte!

Leute, wir machen keine Fotos: Wir kreieren Content.  â€“ Aha!

Instagram ist eine Werbebox vollgestopft mit bunten Bildchen (Content bitte!). Facebook eine stinkende Tüte voller bitterer Galle.

Dieses Jahr hat tatsächlich 365 Tage – wenigstens das ist konstant.

Seit Monaten jeden Morgen die aktuellen Zahlen. Aber ja: Wir lieben doch Zahlen. Wir messen alles und setzen alles mit allem in Verbindung: Infizierte, Tote, Umsatz, Wachstum, Arbeitslose, Schulen, Schüler, Schulden: Deutschland, Europa und der Rest der Welt. Hauptsache Zahlen, Analysen und Korrelationen. Was noch? Ach ja: Durchhalteparolen und Kalendersprüche.

In der lauten Kakophonie leise Töne anderer Nachrichten: Doch mit Visionen gehen wir lieber zum Arzt.     

Menschen, die mehr kreuz und quer laufen als denken.  Die Freiheit, nicht mehr als ein egoistisches „ICH“, laut in die Welt hinaus gerotzt. Die Anderen sind immer die, die Unrecht haben. Doch niemand hört zu.   

Geschlossene Läden. Oh Schreck: der Baumarkt ist zu.  

Das Internet hat auf. 24 Stunden, 7 Tage. Shoppen bitte sehr.

Dazwischen wieder Content. Für Instagram. Bitte.  

„Wird“ s besser, wird´s schlimmer?“

fragt man alljährlich.

Seien wir ehrlich

Leben ist immer

lebensgefährlich

Erich Kästner

Bleiben wir gespannt.

Nun aber erst einmal ein friedvolles Weihnachten. Wahrscheinlich anders als sonst. Macht das Beste daraus.

15 Kommentare

  1. Ein sehr schöner textlicher Lichtblick auf das, was gegenwärtig wirkt. Bei instagram habe ich wirklich versucht, die Dinge positiv zu sehen. Aber die Minifotos sind so sinnlos in ihrer Fülle und erzeugen ja gar keine Aufmerksamkeit mehr, stattdessen nimmt mir die Werbung alle vier Bildchen den Rest an Aufmerksamkeit.
    Mittlerweile habe ich gemerkt, daß die meisten gar nicht mehr lesen. Den Artikel hier oder die Artikel von mir werden nur noch wenig gelesen, die meisten gucken auf Facebook Fotos und Merktextchen oder sehen Videos bzw. Fernsehen.
    Die Aufklärung und Vernunft sitzt nicht mal mehr auf dem Beifahrersitz sondern im Kofferraum. Der Artikel von dir gab mir aber den Anlaß dies mal so zu denken. So ist es eben und früher war es nicht anders nur nicht so digital.
    Bloggen bedeutet für mich etwas gegen die Blödheit und für das Bewußtsein zu tun – und wenn es mein Bewußtsein ist, dass ich dadurch schärfe. In diesem Fall ist dieser Artikel hier ein wunderbarer Bewußtseinsschärfer deinerseits gewesen (ich benutze das Du einfach weil es im Kommentar besser passt, nicht weil ich grenzüberschreitend sein will).

    Alles Gute und bis dann

    • AlleAugenblicke

      Deine (auch ich nutze das „Du“ gerne wertschätzend) Einschätzung teile ich: Wer liest schon? Und wer versteht, was du oder ich schreiben? Und doch: Für die wenigen, die beides tun, lohnt es sich. Bloggen wir weiter: Gegen Blödheit, für das Bewußtsein. Bitte!
      Alles Gute!
      Liebe Grüße,
      Werner

  2. Stefanie

    Der wunderbare Erich Kästner……
    Was ein Schatz dieses Zitat. Vieles ist doch dank aufmerksamer Archivare und Kümmerer für uns erhalten geblieben. Sooooo vieles haben wir mit auf unseren Weg bekommen. Zitate, großartige Bücher, Dichter und Gedanken, insgesamt viele tolle Menschen und ihre uralte Geschichten, Mythen und Weisheiten und Musik, die ganze tolle Musik im Wandel der Zeiten. Und Fotos, Bilder, Farben. Wir sind so reich und schöpfen aus einem enormen Fundus.
    Hier jetzt Himmel Wege Täler Bäume und hie und da verschüttetes Licht, mal in Farbe, mal S/W mal schwirrend oder gleißend aber nicht düster, trotz dunkler Wolken. Da sind Wege und Orte …….gehen wir.

    • AlleAugenblicke

      Stimmt.
      Bei so vielen Schätzen in unserem Fundus wundert`s doch manchmal, wie viele von uns Menschentieren doch kreuz und quer denken.
      Gehen wir und mäandern in die Welt

  3. oli

    Facebook habe ich seit ca. 1 Jahr nicht mehr „richtig“ genutzt.
    Instagram seit ca. 6 Monaten.
    Flickr, 500px & co.?
    Ich bin raus, nur noch mein eigener Herr. Nur noch Content für mich (und euch).
    Auf meinem Blog. Sonst nix.
    Ich freue mich wieder auf reale Treffen. Irgendwann. Bald.
    Solange ist das Leben so gut, ich ich es mir erlaube. Helau!

    • AlleAugenblicke

      Ja, so macht das wohl auch alles Sinn.
      Und nächstes Jahr (irgendwann dann dort) im realen Leben….
      Alles Liebe,
      Werner

  4. Du triffst hier tatsächlich ein Thema, das wohl mehrere beschäftigt: dieses „Content produzieren“……. Mir hat das die Freude an der Fotografie etwas verlitten für eine Zeit… da dachte ich, ja, Instagram, das ist offensichtlich gerade DIE Plattform, aber eben „platt“…. dann Pause…. jetzt kehre ich so langsam wieder zum Bloggen zurück und gestehe meiner Fotografie zu, dass sie langsamer gehen darf, aber auch wieder mehr Gefühl haben darf………. Dein Beitrag kommt gerade recht, noch mal über das Nutzen verschiedener Plattformen nachzudenken… und vielleicht auszusteigen und nur noch eine zu haben………. Es ist alles zu viel, so oft, in so vielem……. ich wünsche auch dir ein schönes Weihnachtsfest, es geht auch mit wenig, mit dem Wesentlichen;-)…. Bleib gesund!!!

    • AlleAugenblicke

      Offensichtlich beschäftigt es doch mehr Menschen, als auch ich geglaubt habe. Und das ist ja im Grunde eine schöne Nachricht. Denn es gibt sie wohl doch (noch): Menschen, denen Fotografie mehr bedeutet, als ein schnelles „Klick und weg“, für die Fotografie Achtsamkeit, Aufmerksamkeit und sinnstiftendes Tun ist. Ja, Fotografie darf langsam und gefühlvoll sein.
      Danke für deine Worte!
      Bitte bleib auch du gesund! Eine besinnliche Zeit wünsche ich,
      Werner

  5. Wie immer ein gedankenvoller und schöner Beitrag. Das Gedicht von Erich Kästner, einem meiner Lieblingsautoren aus der Kindheit, hat mich übrigens wirklich aufgeheitert.

    Frohe Weihnachten, lieber Werner, sicher machen wir das beste draus!

  6. Es geht wohl um die Konzentration auf den Moment, auf das Motiv, auf jeden selbst, und das Unmittelbare. Und es geht um die Art, wie wir unsere Fotografie definieren, und das Leben an sich. Irgendwie sind viele Menschen in allem so maßlos laut und außer sich unterwegs, dass es deren eigener Seele nicht gelingt, hinterher zu reisen. Die hohle Hülle liefert das Erwartbare, es überrascht mich nichts. Schnell, flach, in der Tiefe der Zeit nicht lebensfähig. Verweilen reicht für die Dauer eines Clicks. Ein Content ohne Content….
    Von Freunden umarmt, bei feiner Musik und einem guten Glas Wein sitzend, und gemeinsam die zeit entlang philosophieren, verdammt, ja das fehlt gerade! Aber da lebt in manchen feinen Blogs leise und zart etwas, was inspiriert, aufmerksam werden läßt, und ja, auch zum Sinnieren und Glücklichsein animiert. Es finden sich dort die wohltuenden, warmen Gleichklänge, die social media nicht zu hören vermag. Welch´ein Glück! Lasst uns weiterhin laut denken, leise reden, und im Sinn der guten Mächte liebe Gedanken in die Welt hinaus schreiben.

    Für diesen „weihnachtlichen Content“ hier hab´ Dank, lieber Werner ?

    Herzlich, Dirk

    • AlleAugenblicke

      Lieber Dirk,
      habe vielen Dank für deine Worte. Ich kann jedes Wort davon unterschreiben. Überhaupt vielen Dank für deine immer sehr wertschätzenden und wertvollen Kommentare hier.
      Bleib gesund und habe eine gute Zeit!
      Alles Liebe, Werner

  7. eine unruhige wortesammlung lieber werner, aber vielleicht spiegeln sie auch nur mein gefühl. gelesen, gemocht.

    • AlleAugenblicke

      So „unruhig“ sieht es bisweilen in meinem Kopf aus. 🙂
      Liebe Grüße,
      Werner

  8. Ich danke Ihnen für die treffliche Zustandsbeschreibung. Offensichtlich bringt ein winziger Virus unsere überdrehte Lebensweise ans Licht.
    “Es gibt kein richtiges Leben im Falschen” (T.W. Adorno)

    Ich wünsche Ihnen eine erfreuliche Zukunft
    Herr Ärmel

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