Es mag naiv klingen. Und doch: Ich bin auch die Fotos, die ich mache. Nicht nur natürlich, aber eben doch zu einem Teil.
Meine Fotografie folgt keinem Plan, keiner Strategie keiner Vorgabe: Ich muss nichts beweisen, ich muss mit meinen Fotos nicht um Aufträge werben oder Aufmerksamkeit buhlen. Ich muss kein Self-branding betreiben, oder irgendeinem Stil gerecht werden. Vieles erfolgt intuitiv. Immer wieder Dingen, Themen, Licht, Schatten, Menschen, Formen und Fragen nachspürend. Oft beiläufig und unkonkret. Dann wieder thematisch verfolgt und gewollt. Alles mit großer Lust.
Ich lasse mich gerne inspirieren. Von Menschen, Büchern, Themen, Gedanken, Musik. Ich trenne die Fotografie nicht von anderen Teilen meines Seins: Sie ist eins mit mir. Mich interessiert keine Technik, Marken sind mir weitgehend egal. Ich lebe und sehe in Bildern. Und Bilder führen mich oft zu Worten. Und Worte führen mich zu Bildern.
Zunehmend wort-, sprach- und bildlos kehre ich von Ausflügen in die Welt zurück: Da wo Diskurs und Diskussion das Geschehen prägen, Bildung und konstruktive Auseinandersetzung das Miteinander gestalten, und Respekt und Wertschätzung die Richtung weisen sollten, findet sich lediglich ein Vakuum, Ein Vakuum in dem sich Dummheit, Arroganz, Borniertheit und eine wachsende Zahl Weltentrückter die Hand reichen und sich lautstark grölend gegenseitig auf die Schulter klopfen.
Und zum ersten Mal umschleicht mich tatsächlich der Selbstzweifel: Bin ich hier an dieser Stelle noch richtig? Mit meinen Bildern und Worten. Bin ich das noch? Will ich das noch?
Viele haben sich in den vergangenen Jahren zurück gezogen, sind still geworden und/oder begnügen sich mit Auftritten auf Instagram und Co. Mal schnell ein Foto, mal eben eine Story. Kurz, knapp: So lang wie eben die Aufmerksamkeitsspanne reicht: 20, vielleicht 30 Sekunden. More is too much. Mehr geht eben nicht. Mehr ist nicht gewollt. Mehr überfordert den konsumierenden Menschen vor dem Bildschirm. Ihm alleine aber gehört die fett gedruckte Schlagzeile der Blöd-Zeitung, die nichts hinterfragt und nicht weiter will außer den Konsumenten.
Genau dort aber kann niemals mein Platz sein.
Vielleicht ist es an der Zeit, was ganz anderes zu tun
Manchmal träume ich schwer und dann denk ich es wär
Zeit zu bleiben und nun was ganz andres zu tun
So vergeht Jahr um Jahr und es ist mir längst klar
Dass nichts bleibt, dass nichts bleibt, wie es war
Aus „heute hier, morgen dort“ von Hannes Wader
Hallo Werner,
danke für diesen wundervollen Post.
Und … JA! … du bist mit dem WAS und WIE du das tust genau richtig.
Ich sage auch warum: Es ist meiner Meinung nach essentiell, das Vakuum zu füllen und es nicht „den Anderen“ zu überlassen. Vieles von dem was war wird wieder kommen. Vieles von dem was aktuell gerade ist, das Schnelllebige, Oberflächliche wird wieder verschwinden, um sich irgendwann wieder in den Vordergrund zu drängen.
Aber stehen nicht gerade wir „Alten“ … ok … „Älteren“ in der Pflicht immer und immer wieder für unsere Werte einzustehen und diese, auch in Bildern, Haltung und Meinung zu zeigen?
Daher wäre es schade, wenn du, Zitat: „Vielleicht ist es an der Zeit, was ganz anderes zu tun“ deiner Aussage Fakten folgen lassen würdest! 🙂
Viele Grüße,
Martin
Lieber Martin,
ich glaube, wir müssen immer „bei uns bleiben“ – Bei dem, was uns ausmacht und für was wir stehen. Ja, da hast du Recht.
Danke für deine wertvollen Worte
Liebe Grüße,
Werner
Ich gehöre wahrscheinlich zu denjenigen, die ähnlich wie Du denken. Gerade die letzten Tage habe auch ich gesagt: „Das ist nun echt nicht mehr meine Welt. Hat alles keinen Sinn mehr unter so viel Ignoranz, Dummheit…“
DOCH!!
Und ich möchte es noch weiterhin wie Mahatma Gandhi halten: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“
Ich werde weiterhin meinen Weg gehen, weil ich mich dazu entschieden habe. Und ich werde weiterhin auch Menschen suchen und den Kontakt zu ihnen pflegen, die ihre eigene Meinung habe, aber nicht ihre eigenen Fakten. Die offen und respektvoll sind. Die sich von Liebe leiten lassen. Die mich inspirieren.
Und die gibt es! Sie sind nur die Stilleren.
Ich kenne Dich nicht. Doch ich mag Deine Worte, Deine Bilder!
Vielen Dank, liebe Simone. Du hast bestimmt Recht: Wir sind in Summe die Stilleren. Machen wir so weiter!
Ganz liebe Grüße,
Werner
Du sprichst mir aus der Seele!
Lieber Werner,
meinem Verständnis nach gibt es nichts Bedeutenderes im Zusammenhang mit „Werden&Sein“, als den Selbstzweifel. Die gerne reinformulierte Unsicherheit ist es ja selten. Vielmehr kommt ein Hinterfragen zum Ausdruck, dass 2 Dinge zuläßt: Kurskorrektur, oder Bestätigung des vorhandenen. Ich freue mich sehr, aus deinen Zeilen herauszulesen, dass du gerade alles Essentielle bissel hinterfragst. Wie gesagt, ich finde das sehr bedeutsam, und auszeichnend obendrein.
Im Ãœbrigen steckt in Unterhaltung immer die Haltung, und die ist ja kein Korsett für alle Lesende und Schauende. (Und auch nicht für den Schaffenden!) Man darf sich sein Bild machen, es abgleichen, als Inspiration verstehen, als Kerze im Fenster, oder Leitplanke. Ich für meinen Teil schätze dieses hier, was du machst und dich ausmacht, wirklich sehr, denn es ist wirklich, und es ist bereichernd. Hannes Wader besingt auch Jahre um Jahre, denken, dass nichts bleibt. Und doch, das was zählt, hat auch er nicht aufgegeben, bei allen Zweifeln und Müdigkeiten….
Von Herzen einen lieben Gruß in den Kraichgau!
Danke Dirk für deinen (wie immer!) sehr wertvollen Kommentar. – Ich werde ihn verinnerlichen und (in mir drin) mitnehmen.
Liebe Grüße,
Werner
Ja, auch mich beschleicht Angst und Sorge, wenn ich sehe, wie viele junge Menschen ausleben, was sie ihre Freiheit nennen! Erst, wer erlebt hat, was Unfreiheit bedeutet, kann eigentlich beurteilen, was wahre Freiheit ist! Mich schauderts, wenn ich sehe, was Lebensinhalt dieser Jugend ist! Werte, die ein Zusammenleben möglich machen, werden nicht erkannt und folglich nicht gelebt. Ein Tanz auf dem Vulkan! Das muss einer Gesellschaft schaden, wenn purer Eigennutz das Verhalten der Menschen bestimm!
Unsere Freiheit ist auch immer die Freiheit der anderen. – Sie bewegt sich im Rahmen, die unsere Gesellschaft für ein gutes Miteinander setzt. Das ist das, was Joachim Gauck meinte, als er sagte „Freiheit ohne Verantwortung geht nicht“ – WIr sind füreinander verantwortlich. Das macht uns aus.
Danke für deine Gedanken!
Liebe Grüße,
Werner
Hallo Werner,
ja, das ist ein schöner Post. Gefällt auch mir. Aber doch: dieses Vakuum mag sich in den Vordergrund gedrängt haben, aber es gibt sie noch: dieTieffrager, die Gründlichdenker, die Bücherleser, Einsatzzeiger, die Bewahrer, die Nachvornegeher, die Verantwortungübernehmer, die Steppenwölfe, die Mutigen, die Wagniseingeher, die Bildermaler… Denen es nicht um Likes geht, sondern um den Weg. Die wissen, dass man sie brauchen wird und ihre Zeit kommt. Es ist schwer zu strahlen in diesen Zeiten von Angst und Frust. Wir alle suchen, sind ausgelaugt und haben wenig zu geben. Schon gar keine Antworten.
Ist nicht jetzt die Zeit durchzuhalten, konsequent den eigenen Weg zu gehen, ohne sich beeinflussen zu lassen? Genau diese Menschen brauchen wir. Und ein wenig Geduld mit dem Wesen Mensch, das gerade gründlich verwirrt darüber ist, dass sein doch bereits so perfekt zu Ende gedachtes Leben ihm unter den Fingern zerrinnt. Da sind wir nicht die erste Generation.
Ja stimmt. Auch ich schreibe gerade keine Posts zu beißenden Fragen. Aber Sonnenuntergänge sind nicht nur Balsam für meine Seele. Dass die Welt noch existieren wird, nachdem sie uns abgeschüttelt hat, daran glaube ich. Aber meine Zeit läuft ab. Also werde ich guten Gewissens alle ihre Wunder, Merkwürdigkeiten und Schönheiten mit Bildern und Worten bestaunen, so viel und so lange ich es kann. Das ist mein Part. Das ist mein Blog. Und ich werde nicht müde werden, es zu tun. Und bin dankbar für alle, die in ihren Blogs Ähnliches tun. Wenn du teilst, was dir weiter hilft, mag es auch anderen helfen.
Grüße, Ola
Danke für deine schönen Zeilen, in denen so Vieles steckt. Sie werden in mir nachwirken
Liebe Grüße,
Werner
Hallo Ola, du hast einen Kommentar geschrieben, der mich sehr berührt hat. Ich stimme dem, was du sagst, von ganzem Herzen zu und bemühe mich, auch meinen Blog in diesem Sinne zu gestalten.
Es grüßt dich Volker
Moin, schöne Fotos 🙂 Ich denke, es sind nicht die Anderen ( stillen, blöden, klugen, dummen) es sind immer wir selbst. Alles.
Wer glaubt, man treffe freie Entscheidungen, frei von jedem äußeren Einfluss und ohne Manipulation, der irrt wohl. Unser Hirn funktioniert wohl anders (sagt die Wissenschaft und der folge ich hier gerne). Vermeintlich frei, und doch abhängig und „manipuliert“ (bewusst in Häkchen gesetzt, da diesem Adjektiv so viel Negatives anhängt). Unser Bild von der Welt existiert nur im Kontext mit anderen. Alleine sind wir nichts.
Wo heute lautstark Freiheit (reden wir doch drüber, oder?) eingefordert wird, herrscht ja eher oft ein esoterisches Gefühl, denn ein gesellschaftliches Bild.
Die Fotos sind mal wieder mit einer Squeezerlens entstanden.
Liebe Grüße,
Werner
Lieber Werner,
vielen Dank für diesen unglaublichen Beitrag. Und wieder hast du es geschafft, dass ich mal wieder inne halte und nachdenke… schön… das kommt viel zu selten vor.
Und wieder sind es auch deine Bilder, die deine Worte so wunderbar unterstreichen! Und auch mich hast du angetippt… Du hast mich zwar nicht angesprochen aber du hast mich getroffen… und ich will mich bessern… Mehr Zeit, für die Kleinigkeiten und mehr Zeit für meine Kanäle… mal wieder was sagen… ja das ist gut!
Vielen Dank für die Anregung und deine Bilder und deine wunderbare Worte…
Liebe Grüße
Jürgen
Danke Jürgen für deine Zeilen. Hab eine gute Zeit!
Liebe Grüße,
Werner
ich würde dich hier sehr vermissen, werner.. auch wenn ich mittlerweile sicher aktiver bin in dem rosalila netzwerk, das bloggen ist schon was anderes, was tieferes, was oft auch echteres, eine seelencloud oder so. aber es ist auch nicht mehr das was es mal war, leider. und fraglich, ob es das wieder sein kann oder wenn nicht da, wo dann?
Lieber Werner,
es ist immer eine gute Idee sich selbst zu hinterfragen.
Denn nur so, kommen wir unserer eigenen Idee näher.
Und wenn du weiterziehst, etwas anderes ausprobieren möchtest – dann „Nemm mich met“
Ich freu‘ mich drauf.