Das Bild im Bild
An der Wand meines Arbeitszimmers hängt ein Zeitungsausschnitt aus dem Zeitmagazin 49/2017. Er zeigt ein Foto von David Bowie aus dem Jahr 1994. Dieses Foto ist eines meiner Lieblinge. Ja tatsächlich. Weder ist es ein Fineart Print, noch anderweitig hochwertig gedruckt. Auch ein Rahmen fehlt. Eine simple Kopie, befestigt mit Nadeln. Dort hängt es nun schon eine ganze Zeit. Und seither spricht es aus ihm und mit mir.
Da ist einerseits Bowie selbst und mit ihm die Magie seiner Kreativität: Natürlich seine Musik, dann auch seine Kunst, seine Figuren, sein Leben, und ja, auch sein Tod 2016. Und andererseits ist da dieses kleine Portrait: Bowie, in einer stillen Pose, im Gras sitzend, in der Hand eine Zigarette haltend, den Blick selbstvergessen in die Weite. Sein Mund von einem leichten Lächeln umspielt.
Ein zartes, stilles Portrait. Es rührt und bewegt mich. Immer wieder aufs Neue. So kennt man Bowie (eher) nicht. Die Aufnahme hat ihn wohl in einem Moment getroffen, in dem er bei sich und seinen Gedanken war. Eine Momentaufnahme, die den Blick auf den Menschen hinter der Figur David Bowies richtet. Das Portrait hat nichts von dem Glamour seiner vielschichtigen Figuren oder Bühnenauftritte. Die Aufnahme selbst ist schlicht, ohne technischen Aufwand und große Lichtsets entstanden.
Dieses Foto ist ein Produkt des Besuches von David Bowie in der Nervenklinik Gugging in Österreich, auf den Spuren seines Halbbruders. Mit dabei waren Brian Eno und André Heller und eben jene Fotografin (und Freundin Hellers, CHRISTINE DE GRANCY ), die sich an jenem Tag, wie sie selbst schreibt „so chamäleonhaft bewegte, dass sie kaum auffiel“. Darin liegt wohl auch die Kunst dieses kleinen Portraits, was (mir) so viel erzählt.
Für mich liegt in dieser Form des Portraits all der Zauber eines guten Fotos. Ein Foto, was mehr macht, als nur ablichten: Es zeigt einen Menschen hinter der „Figur David Bowie“, vielleicht in einem Augenblick der Verletzlichkeit und Nachdenklichkeit. Seltene (öffentliche) Momente im Leben David Bowies. Ein gutes Portrait kann so vieles leisten.
Ich liebe dieses Foto.
Ich füge diesem Beitrag einen Song von David Bowie aus dem Jahr 2013 an. Er scheint mir gut geeignet und passend zu seinem Portrait aus dem Jahr 1994. Hier scheint er mir auf eine ganz andere Art und Weise ähnlich menschlich.
Hallo Werner, deine Bilder und Beiträge begeistern mich. Ich freue mich immer wieder auf einen Besuch hier und über die Vielfalt deiner Beiträge. Danke dafür und liebe Grüße, Annette
Vielen lieben Dank, Annette! Freut mich wirklich sehr!
Liebe Grüße,
Werner
Bei einer Kunstfigur wie Bowie ist man natürlich gespannt auf den Mann hinter der Maske. Mein Lieblingsfoto von Bowie ist auch ein Schnappschuss aus seiner Berliner Zeit: Er liegt schlafend in einem dicken Pullover auf einem alten Sofa. Ich entwickelte zärtliche Gefühle für das dünne Kerlchen. Endlich hat er mal Ruhe, endlich ist ihm mal warm.
Nun: Ein lieblingsbild hab ich von ihm nicht – oder – doch: Das Diamond Dogs Covergemälde; Das ist MEIN Bowie (gewesen).
https://tokaihtotales.wordpress.com/2015/08/15/bowie-years/
Anonymous? Fetzt. Wie konnte das passieren? Ich bin der Bludgeon.
Ich habe keine Ahnung…
Ein Bild muss nicht immer technisch perfekt sein, es soll eine Geschichte erzählen und einem mehr als einen Augeblick gefangen nehmen.
LG Bernhard