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Dorfrundgang

Vom Leben mit einer Ausgangsbeschränkung

Dummheit und Hysterie: Beides nicht totzukriegen. Sie reichen sich die Hand und klopfen sich gegenseitig auf die Schulter. So auch jetzt.

Krise. Welch ein bedeutungsschwangerer Begriff. In ihm schwingen Ängste, Sorgen, Nöte bis hin zu Panik mit. Unser Leben ruht, pardon, sollte ruhen. Besser wär`s auf jeden Fall. Doch das ist neu, ungewohnt, noch nie dagewesen. Da gehen wir doch lieber erst einmal Klopapier kaufen.

Was neu ist, macht Angst. Wie geht das weiter und was wird sein? Ach, und so schlimm ist es schon nicht: Lass die mal reden. Komm, wir gehen was trinken! – Äh, nein. Eben dieses Mal nicht. Das ist keine Bankenkrise. Hier geht es um uns. Um unser Miteinander. Um die Frage, wie wir miteinander umgehen (wollen). Wer wollen wir sein? Für den Bruchteil eines Moments (denn mehr sind wir Menschlein auf dieser Welt nicht) werden wir mit uns selbst konfrontiert. Und was geschieht: Ein Teil von uns meint, einfach weitermachen zu können. Sorry, doch vor diesem Teil von uns ekelt es mich.

Und weil es dieses Mal um uns geht, ist das Empfinden fundamental. Das alles da draußen macht mit uns im Innern was. Es gährt, es rumort. Wir (also nicht Dummheit und Hysterie) spüren: so geht es nicht weiter. Und so wie es vorher war, darf und wird es nicht mehr werden: Wir müssen unseren Wertekompass justieren, die Handbremse ziehen und massiv die Richtung ändern: Wir sollten es Mutter Erde und uns wert sein. Bis dahin aber: Bleibt zu Hause, bedient Euch Euren Verstandes und seid lieb zu einander. #stayhome und lest Horx – die Welt nach Corona

Die Fotos zu diesem Beitrag sind kurz nach Bekanntwerden der Ausgangsbeschränkung in meinem Dorf entstanden. Kurze, skizzenhafte Eindrücke eines Lebens, von dem wir noch vor zwei Wochen keine Ahnung hatten.

Last but not least: Vergesst nie: People have the power.

14 Kommentare

  1. Stefanie

    Lieber Werner……….das sind starke Bilder und wir stehen zwischen bunt und S/W und dazwischen blüht Leben. Manchmal denke ich, wir machen uns nicht bewusst, wie endlich und vergänglich alles ist.
    Falls es schlimmer kommt als gedacht, war es schön dich zu kennen, falls es gut ausgeht, wünsche ich mir weitere kluge Ansichten und lebendige und bunte Aussichten hier auf “ Alleaugenblicke“ Stef aus dem Auetal

  2. lieber werner, das sind sehr berührende bilder, die viel von dem text mittragen, den du schreibst. die welt nach corona, da habe ich mehrmals gänsehaut bekommen. ob es möglich ist, dass sich die welt verändert? ich weiß es nicht. aber bei all der krise ist es zumindest die hoffnung in der mitte.

  3. Lieber Werner,

    eine sehr schöne aktuelle Zeitdokumentation. Vielen Dank!

    Bleib gesund

    LG Bernhard

    • AlleAugenblicke

      Danke, Bernhard. Es ist eine MOmentaufnahme. So wie im Augenblick so vieles.
      Bleib du auch gesund!
      Liebe Grüße,
      Werner

  4. Du hast wie immer recht, Werner. Schöne Gedanken, schöne Worte, und auch schöne Bilder, die diese etwas triste, aber irgendwie auch gar nicht so triste, Situation zeigen. Es hat auch etwas schönes, diese Zwangsbesinnung. Den von dir angesprochenen Text kannte ich bereits, auch sehr schön. Wenn es so käme, wäre ich froh.

  5. Lieber Werner,

    beim Betrachten deines ersten Bildes musste ich lächeln, herzerwärmend! Deine Fotos dokumentieren eindrucksvoll die Leere im öffentlichen, innerstädtischen Raum. Im Wald hättest du vermutlich sehr viel mehr Menschen gesehen, so ist es bei uns zumindest zur Zeit.

    Manche Menschen verspüren jetzt ein Bedürfnis nach einer Veränderung, sehen oder sehnen neue Wege herbei. Jetzt muss sich aber doch endlich was ändern oder? Ich habe gerade bei der lieben Paleica meine Gedanken dazu formuliert und werde daraus jetzt ausnahmsweise hier mal zitieren, ich hoffe, das ist ok.

    „Es ist eine Chance und die birgt ja irgendwie jede Krise. Ich bin da aber nicht sonderlich optimistisch und denke, es wird Menschen geben, deren Sicht und Handeln sich dauerhaft verändern wird. Vielleicht sind es die, die nicht nur stark reflektieren, sondern auch spüren, wie gut sich manches jetzt anfühlt, z. B. Zeit mit der Familie zu verbringen und nicht nur wie eine WG zusammenzuleben. Der Rest wird vermutlich die Ärmel hochkrempeln und ans „Aufräumen“ gehen, damit es weitergeht (wie bisher). Viele von denen, die es können, werden sich mehr oder weniger skrupellos in und nach der Krise auf Kosten anderer bereichern, sie tun es ja jetzt schon. Selbst im Kleinen: Die einen riskieren ihr Leben und helfen und die anderen riskieren Leben, weil sie total egoistisch sind. Die einen spenden, die anderen tätigen egoistisch Hamsterkäufe und machen Krawall im Supermarkt. Und so werden die einen gewinnen und die anderen verlieren, war es nicht immer schon so? Das schlimmste „Virus“ für die Erde ist der Mensch.“

    Liebe Grüße

    Conny

    • AlleAugenblicke

      Liebe Conny,
      du hast wohl Recht. Es gibt leider immer Gewinner und Verlierer. Und leider ist zu vermuten, dass die, die vor der Krise auf der Seite der Sieger standen, es auch nach der Krise tun werden.
      Aber grundsätzlich ist der Wunsch nach einer „anderen Welt“ spürbar. Wollen wir allen Ernstes so weitermachen? Sind wir denn nur bescheuert… also wir Menschen, meine ich…. Wenn ich so darüber nachdenke, fürchte ich: Ja, wir sind es!
      Ganz liebe Grüße,
      Werner

    • AlleAugenblicke

      Vielen Dank, lieber Bernd!

  6. Klasse, Text und Fotos gefallen mir sehr. Danke und bleib bitte gesund, Annette ?

    • AlleAugenblicke

      Danke Annette. Du bleib auch bitte gesund! Pass gut auf dich auf!
      Liebe Grüße,
      Werner

  7. Stefanie

    Lieber Werner , auf diesen beeindruckenden Zeitfotografien von dir ist nirgends ein Mensch zu sehen…..doch auf dem letzten Foto gehen zwei Menschen…..Ein Hoffnungsschimmer. Byung-Chul Han ist ein bemerkenswerter Philosoph und er hat vor Jahren schon das Büchlein „Die Müdigkeitsgesellschaft“ geschrieben und “ Agonie des Eros“ , auch ein Werk von ihm, was mir etwas zu intellektuell war, aber hier ein Satz daraus, der zu den ABSTANDSMAßNAHMEN jetzt passt: „Vor allem fehlt der Andere, der durch die ständige Ich-Bezogenheit in der narzisstischen Müdigkeits- und Transparenzgesellschaft abhanden gekommen ist. Und mit dem anderen geht das Objekt des Begehrens als Ausdruck des Eros verloren. Es droht das »Ende des Begehrens«“

    • AlleAugenblicke

      Ja, ob das so sein wird? Also, ob ein Ende des Begehrens droht? – Ich weiß es nicht. Unsere narzisstische und neoliberale Gesellschaft erfährt ja gerade ihren Dämpfer. Es bleibt die Hoffnung, dass wir erkennen mögen, dass ein „Allein-Sein“ (im Sinne von: Die Welt dreht sich um mich) kein erstrebenswertes Szenario unserer Gesellschaft ist. Wir brauchen einander. Wir bedingen einander.
      Surreale Zeiten.
      Drücke dich
      Werner

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