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Die Kunst des Knipsens

Jeder kann knipsen. Auch ein Automat. Aber nicht jeder kann beobachten. Photographieren ist nur insofern Kunst, als sich seiner die Kunst des Beobachtens bedient. Beobachten ist ein elementar dichterischer Vorgang. Auch die Wirklichkeit muss geformt werden, will man sie zum Sprechen bringen.

Friedrich Dürrenmatt
Kraichgau – Blick auf Bauerbach

Was will man den Worten Dürrenmatts hinzufügen? – Wenn überhaupt dann nur wenig. Dürrenmatt ist seit über 30 Jahren tot, Das Zitat wahrscheinlich wesentlich älter. Und doch: aktuell.

Wirkliches Beobachten ist Kunst und führt im besten Falle (nicht nur) zu guten Fotos, sondern eben auch zum Erzählen.

Zum Erzählen: Der Sommer ist da. Weite Himmel über dem Kraichgau. Leben kehrt zurück. Hier und da noch zart, an anderen Stellen bereits mit großer Energie.

Ich raste während meiner Touren auf dem Rad an stillen Orten und freue mich am leisen Glück, wieder Menschen zu sehen.

Was wird bleiben und wie wird es sein? Alles ist ungewiss. Gewiss ist nur:

Es gibt nur eine Zeit, deine Zeit. Und ihr Wesen ist Wandlung. Und wer die Veränderung nicht will, der will auch nicht das Leben

Georg Danzer

Währenddessen zeugt in Berlin und überall im Netz eine große Kakophonie vom bevorstehenden Wahlkampf.

Knipsen wir also weiter

10 Kommentare

  1. Heimat – wo soll das sein?
    Die Kunst des Augenblicks – vorbei, aber nie fort.
    Ich, zerrissen und doch zusammen. Gefügt.
    Knipsen und das JETZT genießen.

    Wen sonst.

    Es gibt nur eine Zeit.

    Ich mag das und auch nie gemachte Fotos.

    Ja, ich finde mich bei dir wieder.

    • Werner Pechmann

      Ziemlich genau so….
      Danke Bernd

  2. ich mag knipsen. wunderschöne sommerknipserei von dir da. besonders: die mohnblumen, aber auch sonst. das gefühl, es wäre weiter im süden, wo man eine andere sprache spricht und der salzige wind die haare zerzaust. ich tu mir grad schwer, mich über das menschen-sehen zu freuen. ich habe momentan den eindruck, dass noch mehr an kompromissverständnis für das zusammenleben verloren gegangen ist, zumindest in der stadt, wo so viele auf einen haufen kommen. noch mehr „ich“, noch mehr „jetzt sofort“, noch mehr „egal, wie es allen anderen dus dabei geht“.

    • Werner Pechmann

      Wahrscheinlich unterscheidet sich das Empfinden in der „Wieder-Freiheit-Findungs-Phase“ zwischen „Stadt und Land“ doch sehr. Offensichtlich beschreibst du das Phänomen, dass nun endlich „alles und schnell“ aufgeholt und nachgeholt werden muss, was so lange nicht möglich war. Auf dem Lande scheint es langsamer zu gehen. Mein Eindruck ist, dass man sich vor allem freut, dass vieles einfach wieder möglich ist.
      Liebe Grüße,
      Werner

  3. Frank A.

    Sehr fein, wie Du mit Dener „Knipserei“ das Gefühl des Sommers einfängst!
    Ich mag es, wie sich durch die Serie eine Geschichte in meinem Kopf entspinnt und ganz heimlich mit eigenen Beobachtungen, Erinnerungen und Emotionen überlagert wird.
    Ganz liebe Grüße,
    Frank.

    • Werner Pechmann

      Wenn das so der Fall ist, freut mich das wirklich sehr!
      Liebe Grüße und eine Umarmung
      Werner

  4. oli

    Was ist so schlimm am „Knipsen“?
    Am Anfang haben wir alle nur „geknipst“.
    Bei machen bleibt es dabei, bei anderen wird es zu mehr.
    Viele „geknipste“ Bilder haben eine wichtige Aufgabe – sie erinnern den Knipser später wieder an eine besondere Situation, erinnern an einen Moment, das Gefühl im Moment. Für den Knipser. Für andere bleibt der Moment und das Gefühl ziemlich verschlossen.

    Nach dem Knipsen kommt nicht „fotografieren“, das hatte Düremat schon richtig erkannt, nach dem Knipsen kommt „Geschichten erzählen“.
    Aber es ist bekanntlicherweise schon eine größere Sache die nicht jedem vergönnt ist.
    Ich mag deine Geschichten.
    Egal ob „geknipst“ oder „fotografiert“.

    lg, oli

    • Werner Pechmann

      Je länger und je mehr ich fotografiere, desto mehr „knipse“ ich. Das meint tatsächlich das Festhalten der Momente, das sich intuitive Leiten lassen von Gefühlen, Bildern, Farben, Formen.
      Danke für deine klugen Worte.
      Liebe Grüße,
      Werner

  5. Das auslösende Ereignis alleine scheint mir immer das zu sein, was im jeweiligen Moment zählt. Ob wir fotografieren, oder knipsen, ist marginal, solange das Ergebnis nicht die Haut, sondern die Seele des Augenblicks streift.
    Diese geniale Erzählkunst des Intuitiven, teils aus dem Nichts heraus, finde ich immer wieder in Fotografien aus Krisengebieten.
    Bildaufbau? Lichtverhältnisse? Posing? What…!?

    Was wir von dort bekommen, ist zum Sprechen gebrachte Wirklichkeit, als Resultat einer intuitiven Beobachtungsgabe.

    Lieben Dank für alles Gedanken auslösende, und für deine wundervolle Knipserei.. 😉

    Einen sommerwarmen Gruß in den Kraichgau,

    Dirk

    • Werner Pechmann

      Ja, Dirk. Ich möchte dem nichts hinzufügen. Nur eines: Danke!
      Liebe Grüße,
      Werner

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